*Wenn Sie am 21. März bei der Eröffnungsveranstaltung an der Freien Universität dabei sein möchten, melden Sie sich unbedingt bis zum 13. März an, da für diese durch den Besuch des Bundespräsidenten besondere Sicherheitsmaßnahmen gelten.
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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An vier Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik II 09:00 - 10:30 Welche Faktoren wirken sich auf die Gesundheit verschiedener Gruppen von Migrant*innen und auf ihren Zugang zur Gesundheitsversorgung aus? Und welche politischen Gestaltungs- und Fördermöglichkeiten ergeben sich daraus? Dieser Workshop geht den o.g. Fragen zunächst anhand von drei kurzen Beiträgen nach, die sich auf unterschiedliche Kategorien migrantischer Menschen in Deutschland beziehen: Der erste Beitrag untersucht den Einfluss sozialer Unterstützung auf die subjektive Gesundheit von Menschen mit kroatischer, polnischer, rumänischer, syrischer und türkischer Staatsangehörigkeit. Der zweite Beitrag fasst zusammen, wie sich verschiedene Zugangsmodelle zu gesundheitlicher Versorgung für Geflüchtete – Behandlungsschein, elektronische Gesundheitskarte, regulärer Zugang – auswirken. Und der dritte Beitrag formuliert auf Grundlage von Erfahrungen in der medizinischen Versorgung nicht-versicherter Menschen Verbesserungsvorschläge für einen besseren Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung von Migrantinnen und Migranten in prekären Lebenslagen. Im Anschluss wollen wir gemeinsam mit den Workshopteilnehmenden diskutieren, welche Unterschiede es zwischen (und innerhalb?) verschiedener Gruppen migrantischer Menschen gibt - z.B. hinsichtlich gesundheitlicher Bedarfe, Risiken und Barrieren – und welche Gemeinsamkeiten? Was bedeutet dies für die Forschung, und was für die Formulierung von Empfehlungen für die Praxis? An wen sollten sich politische Handlungsforderungen richten, welche Allianzen bieten sich hierbei an, und welche Erfahrungen und Erfolgsgeschichten gibt es? Wir freuen uns auf einen regen Ideen- und Erfahrungsaustausch zu diesen und weiteren Fragen. Hintergrund: Methode: Ergebnisse: Lessons learned: Migration & Gesundheit – Hemmnisse und Förderfaktoren für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung
Marleen Bug | Robert-Koch-Institut | Germany
Einleitung:
Soziale Unterstützung (sU) hat als psychosoziale Ressource einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit. Die Datenlage zum Zusammenhang zwischen sU und subjektiver Gesundheit (sG) bei Menschen mit Migrationsgeschichte (MMG) ist jedoch unzureichend. Ziel dieses Beitrags ist es, diesen Zusammenhang bei Personen mit ausgewählten Staatsangehörigkeiten (StaAng) unter Berücksichtigung soziodemografischer und migrationsbezogener Faktoren zu untersuchen.
Methoden:
Daten der Studie "Improving Health Monitoring in Migrant Populations (IMIRA)" wurden genutzt, die Personen mit kroatischer, polnischer, rumänischer, syrischer und türkischer StaAng einschloss. Logistische Regressionen wurden durchgeführt, um den Einfluss der sU, soziodemografischer (Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Status (SES)) und migrationsbezogener Faktoren (Aufenthaltsdauer, -status, Deutschkenntnisse) auf die sG ((sehr) gut) zu betrachten.
Ergebnisse:
Personen, die von einer starken sU berichteten, gaben häufiger eine gute sG an (78,8%), als Personen mit einer geringen sU (60,8%). Teilnehmende mit einer Aufenthaltsdauer von > 20 Jahren (aOR=0,29) und mit als (sehr) schlecht eingeschätzten deutschen Sprachkenntnissen (aOR=0,39) gaben seltener eine gute sG an. Den stärksten Einfluss auf die sG hatte ein hoher SES (aOR=5,42). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen, dass sU einen wesentlichen Einfluss auf die subjektive Gesundheit hat, auch bei einer Stichprobe von Personen mit ausgewählten StaAng. Insgesamt scheint in der Überwindung von gesundheitlicher Benachteiligung die Betrachtung von psychosozialen Ressourcen hilfreich und notwendig.
Andreas W. Gold | Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG2 - Bevölkerungsmedizin & Versorgungsforschung / Universitätsklinikum Heidelberg, Sektion Health Equity Studies & Migration | Germany
Der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung für Geflüchtete ist in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland uneinheitlich. Als Zugangsmodelle existieren neben dem Behandlungsschein die eGK mit und ohne Leistungseinschränkung. Unsere systematische Übersicht fasst Studien zusammen, die Auswirkungen verschiedener Zugangsmodelle (Behandlungsschein, eGK, regulärer Zugang) auf die Gesundheit Geflüchteter, die Gesundheitsversorgung und das Gesundheitssystem empirisch untersuchen.
Systematische Recherche in PubMed, Web of Science, SCOPUS, LIVIVO und Google Scholar nach empirischen Studien zu den Auswirkungen verschiedener Zugangsmodelle für Geflüchtete in Deutschland. Es wurden 1159 Treffer identifiziert. Nach Ausschluss von Duplikaten wurden 895 Titel/Abstracts gesichtet und 217 Arbeiten im Volltext überprüft. 66 Studien entsprachen den Einschlusskriterien, Ergebnisse zu den Auswirkungen der verschiedenen Zugangsmodelle wurden narrativ synthetisiert.
Die Aufhebung von Leistungseinschränkungen trägt zu einer bedarfsgerechten Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen bei. Verwaltungsverfahren, einschließlich Abrechnungsprozesse der Leistungserbringer, werden vereinfacht. Ein erleichterter Zugang zur Gesundheitsversorgung kann zu einer verbesserten subjektiven und psychischen Gesundheit Geflüchteter beitragen. Ein signifikanter Anstieg von Inanspruchnahme oder Kosten zeigen sich hingegen nicht.
Die Aufhebung von Leistungseinschränkungen und ein erleichterter Zugang zu Gesundheitsversorgung birgt Vorteile in Bezug auf die Gesundheit, die Gesundheitsversorgung und Prozesse innerhalb des Gesundheitssystems.
Annemarie Weber | Ärzte der Welt e.V. | Germany
Dr. Cevat Kara | Ärzte der Welt e.V. | Germany
Hintergrund:
Geschätzt leben in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen mit eingeschränktem oder keinem Zugang zum regulären Gesundheitssystem. Ärzte der Welt bietet für diese Zielgruppe u.a. in dem Projekt open.med München medizinische Versorgung und soziale Beratung an und erhebt Daten zu Lebensumständen sowie erlebten Barrieren seiner Patient*innen größtenteils mit Migrationshintergrund, v.a. EU-Bürger*innen, Menschen ohne Papiere und Wohnungslose.
Projektbeschreibung:
Migrant*innen, die die medizinische Versorgung von open.med München in Anspruch nehmen, sind von zahlreichen Barrieren betroffen, die die Versorgung im regulären Gesundheitssystem erschweren oder verhindern: gesetzliche Regelungen (z.B. Vorversicherungszeiten), mangelnde interkulturelle Öffnung und Sprachmittlung, Diskriminierungserfahrungen, fehlendes Empowerment in Gesundheitsfragen sowie Barrieren in der Umsetzung von Leistungsansprüchen (z.B. Europäische Versichertenkarte).
Schlussfolgerung:
Erschwerter Zugang zur medizinischen Versorgung gefährdet die Lebensqualität der Betroffenen und verursacht eine finanzielle Mehrbelastung des Gesundheitswesens. Die Erfahrungen aus dem Projektalltag zeigen, dass vielen Barrieren durch einfache Maßnahmen entgegengewirkt werden kann, wie durch die Aufklärung der Betroffenen in einfacher Sprache über ihre gesundheitlichen und rechtlichen Ansprüche. Zudem ist es notwendig strukturelle Barrieren öffentlichkeitswirksam bekannt zu machen und zu reduzieren.
Diskussionsbeitrag:
Der Zugang zu einer erschwinglichen Gesundheitsversorgung von Migrant*innen in prekären Lebenssituationen muss in Deutschland vereinfacht und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst werden.
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