Kongress Armut und Gesundheit 2023

digital – 06. - 07. März 2023
analog – 21. - 22. März 2023 Berlin


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Bildreihe Kongress Henry-Ford-Bau und digital

 

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*Wenn Sie am 21. März bei der Eröffnungsveranstaltung an der Freien Universität dabei sein möchten, melden Sie sich unbedingt bis zum 13. März an, da für diese durch den Besuch des Bundespräsidenten besondere Sicherheitsmaßnahmen gelten.

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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An vier Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.

Kongressprogramm

08:30 - 09:00

Guten Morgen Kaffee

09:00 - 10:30

Zentrale Eröffnungsveranstaltung

Zentrale Veranstaltungen

Der Kongress Armut und Gesundheit 2023 wird eröffnet durch:

Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit und Schirmherr des Kongresses
Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin und Schirmherrin des Kongresses
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Paritätischer Gesamtverband und Gesundheit Berlin-Brandenburg

„Gemeinsam Wandel gestalten – wie Transformation gelingen kann"
einführender Beitrag (Keynote) (30min.)

Prof. Dr. Maja Göpel, Transformationsforscherin

Impulse für Klima und Gesundheit – mit Fokus auf gesundheitliche Chancengleichheit
Gesprächsrunde (30min)

Input: Dr. Ute Teichert, Bundesministerium für Gesundheit – Bisherige und geplante Aktivitäten des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)

Input: Dr. Karin Geffert, Ludwig-Maximilians-Universität München/für das Zukunftsforum Public Health (ZFPH) – Eckpunkte des ZFPH

Bezugnahme und Diskussion hierzu mit: Prof. Dr. Maja Göpel
Moderation: Stefan Pospiech, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. und Maike Voss, Klug/CPHP

10:30 - 11:00

Pause

11:00 - 12:30

Mental Health in All Policies: Neue Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Public Mental Health (DGPH)

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik I

In den letzten Jahren haben sich die Anstrengungen im Bereich der Public Mental Health intensiviert, die psychische Gesundheit und Gesundheitskompetenz auf Bevölkerungsebene zu stärken sowie Fortschritte in der Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen zu erzielen. Allerdings bleiben auch diese Anstrengungen nicht von kontemporären politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen unberührt - ganz im Gegenteil, auch für die psychische Gesundheit gilt, dass diese als gemeinschaftliche Aufgabe im Sinne eines Mental Health in All Policies (MHiAP)-Ansatzes verstanden werden muss, mit dem Ziel Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf psychische Gesundheit in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern zu berücksichtigen. Dabei stellt sich für die Public Mental Health die besondere Herausforderung in einem genuin interdisziplinären und intersektoralen Handlungsfeld zu operieren, das einen umfassenden Diskurs erfordert, der von Public Health, psychiatrischer Epidemiologie, Gesundheitsförderung, Sozialmedizin, Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen reicht. Um jedoch Evidenz über Auswirkungen von politischen Entscheidungen, gesellschaftlichen Entwicklungen und populationsbasierten Ansätzen zu generieren, ist eine kontinuierliche und über die Zeit vergleichbare Berichterstattung von Kernindikatoren psychischer Gesundheit erforderlich. Ebenso muss eine kontinuierliche wissenschaftliche Untersuchung von stigmatisierenden Haltungen gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Veränderung über die Zeit erfolgen. Außerdem sollte bei der Entwicklung und Untersuchung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention ein besonderes Augenmerk auf die Beteiligung insbesondere von relevanten Stakeholdern und vulnerablen Zielpopulationen , die besonders von sozialen und Gesundheitsrisiken betroffen sind, gelegt werden, um gesundheitsfördernde Lebenswelten zu schaffen und gesundheitliche und soziale Ungleichheiten zu verringern. Diese Session bringt Expert:innen auf dem Gebiet der Public Mental Health zusammen, die sich in einer Reihe von Vorträgen mit den hier angesprochenen Herausforderungen des MHiAP-Ansatzes befassen und im Kontext derzeitiger politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen diskutieren. Vier Vorträge werden neue Konzepte und Erkenntnisse im Bereich der Public Mental Health vorstellen und in Bezug auf den MHiAP-Ansatz diskutieren. Auf Grundlage der vorgestellten Ergebnisse werden neue Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen in einem moderierten Fachgespräch diskutiert.

Vom „Shifting the Curve“ zur Translation in die Lebenswelten – konzeptionelle und methodische Grundlagen der Public Mental Health

Prof. Dr. Ulrich Reininghaus | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim 

 

Aufbau einer Mental Health Surveillance am Robert Koch-Institut

Dr. Elvira Mauz | Robert Koch-Institut
Lena Walther | Robert Koch Institut

Am Robert-Koch Institut wird seit 2019 eine nationale Mental Health Surveillance zur kontinuierlichen und systematischen Berichterstattung über Kernindikatoren psychischer Gesundheit aufgebaut. Vor dem Hintergrund der Informationsbedarfe in der COVID-19-Pandemie wurde ein Surveillance-Strang zur zeitlich engmaschigen Beobachtung ausgewählter Indikatoren basierend auf monatlichen Survey-Daten entwickelt. Der Beitrag präsentiert Surveillance-Strategien und beleuchtet deren Potentiale als Evidenzgrundlage für Public Health Policy.

 
Stigma als eine Hürde für Mental Health in All Policies

Prof. Dr. Georg Schomerus | Medizinische Fakultät und Uniklinikum Leipzig 

In den letzten Jahren haben sich die Anstrengungen im Bereich der Public Mental Health intensiviert, die psychische Gesundheit und Gesundheitskompetenz auf Bevölkerungsebene zu stärken sowie Fortschritte in der Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen zu erzielen. Allerdings bleiben auch diese Anstrengungen nicht von kontemporären politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen unberührt - ganz im Gegenteil, auch für die psychische Gesundheit gilt, dass diese als gemeinschaftliche Aufgabe im Sinne eines Mental Health in All Policies (MHiAP)-Ansatzes verstanden werden muss, mit dem Ziel Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf psychische Gesundheit in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern zu berücksichtigen. Dabei stellt sich für die Public Mental Health die besondere Herausforderung in einem genuin interdisziplinären und intersektoralen Handlungsfeld zu operieren, das einen umfassenden Diskurs erfordert, der von Public Health, psychiatrischer Epidemiologie, Gesundheitsförderung, Sozialmedizin, Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen reicht. Um jedoch Evidenz über Auswirkungen von politischen Entscheidungen, gesellschaftlichen Entwicklungen und populationsbasierten Ansätzen zu generieren, ist eine kontinuierliche und über die Zeit vergleichbare Berichterstattung von Kernindikatoren psychischer Gesundheit erforderlich. Ebenso muss eine kontinuierliche wissenschaftliche Untersuchung von stigmatisierenden Haltungen gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Veränderung über die Zeit erfolgen. Außerdem sollte bei der Entwicklung und Untersuchung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention ein besonderes Augenmerk auf die Beteiligung insbesondere von relevanten Stakeholdern und vulnerablen Zielpopulationen , die besonders von sozialen und Gesundheitsrisiken betroffen sind, gelegt werden, um gesundheitsfördernde Lebenswelten zu schaffen und gesundheitliche und soziale Ungleichheiten zu verringern. Diese Session bringt Expert:innen auf dem Gebiet der Public Mental Health zusammen, die sich in einer Reihe von Vorträgen mit den hier angesprochenen Herausforderungen des MHiAP-Ansatzes befassen und im Kontext derzeitiger politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen diskutieren. Vier Vorträge werden neue Konzepte und Erkenntnisse im Bereich der Public Mental Health vorstellen und in Bezug auf den MHiAP-Ansatz diskutieren. Auf Grundlage der vorgestellten Ergebnisse werden neue Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen in einem moderierten Fachgespräch diskutiert.

Mega-Trends

Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller | Universitätsklinikum Leipzig

11:00 - 12:30

Soziale Determinanten: Soziale Ungleichheit und COVID-19 in Deutschland

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik II

Hintergrund
Soziale Ungleichheiten sind für COVID-19 international wiederholt beschrieben worden und zeigen zumeist Muster mit einer stärkeren Belastung sozial benachteiligter Menschen. Diese Muster sind über den Verlauf der Pandemie veränderlich und müssen über die Zeit gemonitort werden um geeignete Interventionen zur richtigen Zeit planen zu können. Wie genau es zu diesen Mustern sozialer Ungleichheit in COVID-19 kommt, ist weniger gut erforscht. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung gesundheitlicher Ungleichheit ist bisher noch unklar.
Methode
In diesem Fachforum werden empirische Analysen zu gesundheitlichen Ungleichheiten in der Pandemie vorgestellt und diskutiert. Der Fokus liegt neben den direkten auch auf den indirekten Gesundheitsfolgen der Pandemie sowie der Arbeitswelt als wichtiger sozialer Determinante. Anhand dieser empirischen Befunde wird die Bedeutung für die Entwicklung der Gesundheit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sowie mögliche Ansätze für die Pandemieplanung, Prävention und Gesundheitsförderung diskutiert.
Ergebnisse
Analysen unterschiedlicher Daten (Meldedaten, seroepidemiologische Studien, Routinedaten der Krankenkassen) zeigen verschiedene Muster gesundheitlicher Ungleichheit auf der regionalen Ebene und in Individualdaten. Einen wichtigen Erklärungsbeitrag für diese Ungleichheiten leistet dabei die Arbeitswelt.
Diskussionsbeitrag
Um einer Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheit entgegenzuwirken und auf künftige Pandemien vorbereitet zu sein, braucht es eine Weiterentwicklung der Pandemieplanung mit besonderem Fokus auf gesundheitliche Chancengerechtigkeit. Dabei muss die Arbeitswelt in besonderem Maße berücksichtigt werden.

Soziale Ungleichheit im Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 und in COVID-19 - Empirische Befunde für Deutschland

Dr. Benjamin Wachtler | Robert Koch-Institut

Es werden Ergebnisse aktueller Auswertungen der offiziellen COVID-19 Meldedaten und von Analysen seroepidemiologischer Studien und Routinedaten der Krankenkassen vorgestellt. Diskutiert werden Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der Pandemieplanung mit stärkerer Berücksichtigung von Chancengerechtigkeit sowie die Bedeutung der Befunde für die Entwicklung gesundheitlicher Ungleichheit in Deutschland.

Berufliche Ungleichheiten im Infektionsrisiko und dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung: Ergebnisse und Potenziale von Krankenkassendaten

Morten Wahrendorf | Medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf

Der Beitrag präsentiert aktuelle Analysen zur Frage ob bestimmte Berufsgruppen in den ersten zwei Jahren der Pandemie häufiger und schwerer in Deutschland an COVID-19 erkrankt waren. Dabei werden Ergebnisse auf Basis von Routinedaten deutscher Krankenkassen vorgestellt, sowie methodische Einschränkungen der Auswertungen diskutiert.

Gesundheitliche Ungleichheit der prekäreren Beschäftigung vor und während der Pandemie

Ibrahim Demirer | Universität zu Köln

Hat die Pandemie die gesundheitlichen Ungleichheiten prekärer Beschäftigung verstärkt? Basierend auf den Daten des Soziökonomischen Panels und der Difference-in-Difference Schätzung wird diese Frage untersucht. Es werden Mediatoren der gesundheitlichen Ungleichheit prekärer Beschäftigung differenziert, um Interventionsansätze zur Befähigung der Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit zu identifizieren. Diskutiert werden auch methodische Weiterentwicklungen pandemiespezifischer Analysen.

11:00 - 12:30

Kinder, Jugendliche und Familien in Dauerkrisen - Beteiligen, schützen, unterstützen (DGSMP)

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik III

Hintergrund: Entwicklungsaufgaben des Kindes- und Jugendalter werden unter den neuen, anhaltenden und zunehmenden Krisensituationen durch den Klimawandel, die Pandemie und den Krieg immer herausfordernder.
Projektbeschreibung/Methode: In den vorgestellten Beiträgen werden die Bedeutung der gesundheitsförderlichen Prinzipien der anwaltschaftlichen Vertretung, des Empowerments und der Partizipation anhand von (Praxis-)Forschungsergebnissen aus der Corona-Krise vorgestellt und diskutiert.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Partizipation, Empowerment und anwaltschaftliche Vertretung sind in Krisenzeiten wichtiger denn je, wenn auch die Umsetzung von Partizipation und Empowerment-Ansätzen in Zeiten des Lockdowns vor besondere Herausforderungen gestellt wurden.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Um resiliente Lebenswelten zu schaffen, müssen Strukturen vorgehalten werden, die den Ansprüchen der Gesundheitsförderung gerecht werden und ihre Prinzipien hochhalten.

 

Familiäre Gesundheitsförderung in Krisenzeiten – Gemeinsam identifizierte Bedarfe und entwickelte Maßnahmen im Setting Kita

Eike Quilling | HS Gesundheit Bochum

Hintergrund/Fragestellung: Zur Gestaltung von gesundheitsförderlichen Lebenswelten für Kinder bedarf es der Beteiligung ihrer Familien. Das Projekt NetFami startete 2020 um bundesweit mit Familien, Fachkräften und Netzwerkpartnern in sieben Kitas Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention zu gestalten.
Projektbeschreibung/Methode: Mittels partizipativer Methoden wurden die einrichtungsspezifischen Bedürfnisse identifiziert und auf dieser Basis gesundheitsfördernde Angebote gemeinsam mit den Familien geplant und umgesetzt. Durch Befragungen, teilnehmende Beobachtung und Interviews wurden die Prozesse zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Die gewonnenen Daten geben einen Überblick welche Bedarfe im Verlauf der Pandemie von Akteuren im Setting Kita wahrgenommen wurden und welche Angebote zur Gestaltung einer gesundheitsförderlichen Lebenswelt unter Krisenbedingungen entwickelt wurden.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: In den Einrichtungen wurden insbesondere folgende Entwicklungen und Bedarfe mit den Familien identifiziert: zunehmender Medienkonsum innerhalb der Familie, mangelnde Möglichkeiten zur Bewegung und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Zusätzlich waren die Settings durch Schließungen, höhere Arbeitsbelastung und Personalmangel belastet. Inzwischen wurden erste Maßnahmen als settingspezifische Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt, wobei hier meist das (wieder) in Kontakt kommen im Fokus stand.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Die Pandemie führte im Setting Kita zu einer Veränderung der Gesundheitsförderungsbedarfe und der vorhandenen Ressourcen. Der Beitrag zeigt auf wie durch den partizipativen Ansatz individuell auf die Krise reagiert wurde. - Hochschule für Gesundheit

Krisenzeiten erfolgreich überwinden – Handlungsempfehlungen für Gesundheits- und Resilienzförderung bildungsbenachteiligter Jugendlicher

Maja Kuchler | HS Gesundheit Bochum - Hochschule für Gesundheit

Hintergrund/Fragestellung: Junge Menschen sind seit Beginn der Pandemie in ihrer Lebenswelt und dem Übergang zwischen Schule, Ausbildung und Beruf maßgeblich betroffen. Hierdurch haben sich die Chancen gesund erwachsen zu werden und ein nachhaltig gesundes Leben zu führen gemindert. Dies gilt insbesondere für Heranwachsende mit ohnehin prekären Bildungsverläufen. Projektbeschreibung/Methode: Auf der Grundlage eines Rapid Reviews zu den Folgen von Corona auf die psychische Gesundheit der Zielgruppe wurden Interviews mit Fachkräften sowie Gruppengespräche mit jungen Menschen geführt. Diese wurden inhaltsanalytisch im Hinblick auf Problemkonstellationen und Strategien für eine ressourcen- und resilienzfördernde Unterstützung ausgewertet. Unter Beteiligung der Befragten wurden Handlungsempfehlungen für bedarfsorientierte, lebensweltnahe Unterstützungsangebote zur Gesundheitsförderung in Lebenswelten in Phasen des Übergangs entwickelt. Schlussfolgerung/Ergebnisse: Besonders Angebote mit niedrigschwelligem Zugang und bedarfsorientierte Unterstützung basierend auf einer positiven Beratungsbeziehung haben sich insbesondere zu Krisenzeiten bewährt. Deutlich wird, dass es einer Stärkung infrastruktureller Maßnahmen sowie einer stärkeren Integration von Gesundheitsförderung im Jugendhilfe- und Bildungssystem auch durch entsprechende Ausbildung der Fachkräfte bedarf. Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Ziel des Beitrags ist es, die im Projekt co*gesund entwickelten Handlungsempfehlungen mit ihren Implikationen für die Wissenschaft und Praxis mit den Teilnehmenden zu diskutieren und weitere Entwicklungsperspektiven aufzuwerfen.

Hilfen in der Krise – Potenziale und Limitationen in der Gesundheitsförderung bei alleinerziehenden Familien

Prof. Dr. Raimund Geene | Alice Salomon Hochschule | Germany

Hintergrund/Fragestellung: Alleinerziehende sind häufig hoch belastete Eltern, die auf Unterstützung angewiesen sind. Seit Beginn der Pandemie sind viele dieser Angebote entfallen, eingeschränkt oder digitalisiert worden. Projektbeschreibung/Methode: Im Rahmen des Projektes FamGeKi zur Familiären Gesundheitsförderung bei Alleinerziehenden werden Wünsche, Bedarfe und Bedürfnisse von Alleinerziehenden im Bezirk Berlin Mitte in qualitativen Interviews thematisiert. Die Analyse erfolgt entlang des familiensoziologischen Konzeptes ‚Doing Family‘.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Staatliche Maßnahmen im Rahmen der Pandemie wie Kita- und Schulschließungen oder Kontaktbeschränkungen werden von Alleinerziehenden in ihrer familiären Lebensführung als besonders belastend beschrieben. Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die herausfordernde Situation Alleinerziehender hinsichtlich Betreuung, sozialer und institutioneller Netzwerke sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkt. Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Die pandemiebedingten Belastungen unterstreichen die Notwendigkeit, die Sichtbarkeit von Alleinerziehenden-Familien in gesellschaftlichen und politischen Prozessen zu stärken.

Erfahrungen aus der Pandemie für Bewegungsförderung in der Lebenswelt Kita – Ergebnisse aus der BeweKi-Studie

Dr. Olga Domanska | Robert Koch-Institut | Germany
Sophie Hermann | Robert Koch-Institut | Germany

Hintergrund/Fragestellung: Die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen erschwerten die Gesundheitsförderung in Setting Kita. Dies gilt auch für die Förderung von Bewegung. Wie sich die Coronapandemie auf die Bewegungsförderung in Kitas auswirkte und welche Herausforderung und Chancen sie brachte, wird in der „Untersuchung zur Bewegungsförderung in Kitas, Schulen und Sportvereinen – unter Berücksichtigung der Pandemiebedingungen“ (BeweKi) vom Robert Koch-Institut und dem Deutschen Jugendinstitut erforscht.
Methoden: Mittels einer Online-Erhebung wurden Kita-Leitungen und pädagogische Fachkräfte aus 2584 Kitas zwischen dem 9.2.-9.3.2022 befragt. Sie gaben Auskunft zu den Bewegungsmöglichkeiten vor und während der Pandemie und Veränderungen des Bewegungsumfangs der Kinder. Zusätzlich wurden in vertiefenden Interviews Fachkräfte aus Kitas zu fördernden und hemmenden Faktoren bewegungsbezogener Gesundheitsförderung befragt.
Ergebnisse: 58,7% der Kitaleitungen berichteten eine Reduzierung der Bewegungsmöglichkeiten in ihrer Kita während der Pandemie, bei 39,6% wurde keine Veränderung und bei 1,7% der Kitas eine positive Entwicklung wahrgenommen. Kitaleitungen nannten insbesondere die erforderliche Gruppentrennung im Innenbereich, den Mehraufwand für Hygienemaßnahmen, die eingeschränkte Möglichkeit Ausflugsziele zu nutzen, aber auch den Betreuungsschlüssel, als größte Herausforderungen der Pandemie.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Der Rückgang der Möglichkeiten in Kitas, Bewegung zu fördern, deutet darauf hin, dass Kitas während derartiger Krisen mehr Unterstützung benötigen. Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf eines resilienten Strukturaufbaus in Kitas.

Resilienzbildung im Kinderschutz – Evidenz zu wirksamen Interventionsansätzen auf unterschiedlichen Ebenen
Referentin: Lena Rasch | Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie und Center for Health and Society, Universität Düsseldorf | Germany
Zus. Autorinnen:  Adrienne Ayali | Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie und Center for Health and Society, Universität Düsseldorf | Germany
Prof. Dr. Freia de Bock | Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie und Center for Health and Society, Universität Düsseldorf | Germany

Hintergrund: Dauerhafte Krisen wie die COVID-19-Pandemie können zu einem erhöhten Stresslevel führen, dies wurde insbesondere bei Familien mit Kindern beobachtet, die durch „social distancing“, Schulschließungen und geschlossene Kinderbetreuungseinrichtungen besonders belastet waren (Calvano et al.). Eine Folge des erhöhten elterlichen Stresslevels war unter anderem die Zunahme von häuslicher Gewalt, die Kindesmisshandlung und Vernachlässigung.
Krisen werden in Zukunft immer wieder in unterschiedlichen Formen auftreten (Krieg, Klimawandel, Pandemien). Daher ist es wichtig, sich auf weitere Krisen vorzubereiten, diesen frühzeitig zu begegnen und gezielte Gewaltprävention zu betreiben.
Projektbeschreibung/Methode:
Zur Gewaltprävention können verschiedene Zielgruppen und Ebenen adressiert werden. Im Rahmen dieses Workshops soll ein vorläufiges Multiebenen-Modell diskutiert werden, das von einem internationalen Scoping Reviews zum präventiven Kinderschutz abgeleitet wurde. Auf Basis dieses Multi-Ebenen-Modell und des Scoping Reviews sollen verschiedene konkrete und evidenzbasierte Interventionsansätze auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. politische Entscheidungen, Bildungssettings, Medizinsystem) vorgestellt werden.
Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Ein präventives Multi-Ebenen-Modell mit breiter konzeptueller, theoretischer und Evidenz-Grundlage erlaubt eine umfassende Operationalisierung von Interventionsansätzen und Ebenen der Einflussnahme für Kinderschutzfragen in Krisen.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Ein solches Modell sollte die Basis für die Entwicklung politischer Strategien für die Resilienzbildung zum Kinderschutz in Krisenzeiten sein.

11:00 - 12:30

Gesundheitsförderung in der Lebenswelt von Menschen mit kognitiven und/oder komplexen Beeinträchtigungen

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten I

Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und/oder komplexen Behinderungen leben und arbeiten in Deutschland immer noch zu einem großen Teil in exklusiven Settings in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Diese Settings sind laut Präventionsgesetz Lebenswelten. In dieser Session stellen 3 Projekte ihre Ansätze vor, gesundheitsförderliche Lebenswelten zu gestalten.

Das Hamburger Projekt FiT, Fit im Team, gefördert durch das GKV-Bündnis für Gesundheit, schult bereits seit 4 Jahren Teams aus Fachkräften und Menschen mit komplexen Behinderungen zu den Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Schutzfaktoren.

 „Gesundheit einfach machen“ aus Berlin baut auf den Erfahrungen aus „GESUND! Gesundheitsförderung für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten.“ (2015 - 2021) auf.  In dem neuen Projekt (gefördert durch den vdek e.V.) wird ein Gesundheitsförderprozess für die Lebenswelt entwickelt, der durch geschulte Fachberater*innen begleitet wird.

Im Projekt „Gesund leben: Besser so, wie ich es will!“ aus Frechen (gefördert durch den vdek e.V. NRW) wurden Informationen und konkrete Handlungsvorschläge zur Gesundheitsförderung partizipativ weiterentwickelt. Parallel wurde ein Netzwerk von Vertreter*innen aus Eingliederungshilfe und Sozialraum aufgebaut, um die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Wohnsettings voranzubringen.

Herausforderungen für die nachhaltige Umsetzung und Implementierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in der Lebenswelt liegen auf der Hand und sind doch immer wieder neu zu diskutieren: Personalengpässe, fehlende Expertise im Sozialraum, bauliche Barrieren sowie eine fehlende Regelfinanzierung.

Gesundheitsfördernde Tages(förder)stätten durch Fit im Team

Joana Roos-Bugiel | Evangelische Stiftung Alsterdorf/ Gesundheit 25* 
Anne Becke | Leben mit Behinderung Hamburg 

Erwachsene Menschen mit komplexen Behinderungen sind einem höheren Risiko ausgesetzt zu erkranken, als die Allgemeinbevölkerung. Von Kampagnen für die Gesundheit oder Angeboten der Gesundheitsförderung sind sie praktisch ausgeschlossen. Auch über 10 Jahre nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention fehlt es den Akteur*innen an niedrigschwelligen Konzepten zum Erreichen dieser Zielgruppe. Das Programm „Fit im Team“ verbindet das Recht auf Bildung und das Recht auf Gesundheit. Das Setting sind ausgewählte Tages(förder)stätten in Hamburg. Hier verbringen Menschen mit komplexen Behinderungen als Beschäftigte den Großteil ihres Tages. Unterstützt werden sie dabei von pädagogischen Fachkräften. Im Rahmen von FiT werden in vier Modulen jeweils ein*e Beschäftigt*er und eine Fachkraft im Tandem geschult. Zusätzlich gibt es Treffen, in denen gemeinsam eruiert wird, wie das Gelernte in den Alltag übertragen und der Sozialraum eingebunden werden kann. Ziel ist es, Menschen mit komplexen Behinderungen und ihr Unterstützersystem für ihre eigene Gesundheit zu sensibilisieren und Impulse für gesundheitsförderliche Maßnahmen im Alltag zu geben. Das Programm wird kontinuierlich angepasst und inhaltlich erweitert. Zu den Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Schutzfaktoren soll ein neues Modul zu Sexualität geben.
Nach 4 Jahren Erfahrung ist sicher: Gesundheitsförderung von Menschen mit komplexen Behinderungen ist nicht nur möglich und notwendig, sondern auch auf allen Ebenen Horizont erweiternd. Zugleich bleiben Personalengpässe, fehlende Expertise im Sozialraum, bauliche Barrieren sowie eine fehlende Regelfinanzierung der Krankenkassen große Herausforderungen für das Projekt.

Gesundheitsförderung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe: Das Projekt „Gesundheit einfach machen.“

Nikola Schwersensky | Kath. Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB)

1) Hintergrund/Fragestellung: Menschen mit Behinderungen profitieren oft nicht von Maßnahmen der Gesundheitsförderung, da sie entweder von diesen nicht erreicht werden oder die Angebote Zugangsbarrieren aufweisen. Um gesundheitsorientiertes Handeln von Menschen mit Behinderungen in ihrer Lebenswelt zu stärken, entwickelt und erprobt das Projekt „Gesundheit einfach machen.“ einen gesundheitsfördernden Fachberatungsprozess für Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Das 3-jährige Projekt wird durch den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Auftrag der Ersatzkassen gefördert.
2) Projektbeschreibung/Methode:
Zwei Wohneinrichtungen und eine Werkstatt für behinderte Menschen beteiligen sich an dem Projekt. Sie setzen im Rahmen einer externen Fachberatung einen Gesundheitsförderungsprozess um. In den Einrichtungen kümmern sich Koordinatorinnen und (inklusive) Gesundheitsteams darum, gesundheitsfördernde Strukturen aufzubauen, den Ist-Stand zu analysieren und verhältnis- sowie verhaltenspräventive Maßnahmen zu planen und zu realisieren. Die Einrichtungen werden im Prozess von Fachberaterinnen begleitet und unterstützt.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Als Projektergebnisse entstehen u. a. ein Fachberatungskonzept samt einer Instrumentenbox zur niedrigschwelligen Umsetzung einer gesundheitsfördernden Fachberatung.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Neben einem Einblick in aktuelle Projektergebnisse werden in diesem Beitrag Herausforderungen im Projektverlauf vorgestellt und mit dem Publikum diskutiert.

Gesund leben: Besser so, wie ich es will!

Barbara Schepp | FIBS gGmbH (Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport)

Hintergrund
Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen (MmkB) stehen vor der Herausforderung ihre individuellen Einstellungen zum Thema Gesundheit in den Alltag der Wohneinrichtungen zu integrieren. Das Projekt „Gesund leben: Besser so, wie ich es will!“, gefördert durch den vdek e.V., hat sich daher mit folgender Fragestellung auseinandergesetzt: „Wie muss sich die Lebenswelt Wohnen für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen verändern, um gesundheitliche Chancengleichheit zu erzielen?“ Das Projekt ist somit im Handlungsfeld „gesundheitsfördernde Lebenswelten“ der Ottawa-Charta zu verorten.
Projektbeschreibung
In regelmäßigen Treffen wurden MmkB Informationen und konkrete Handlungsvorschläge zur Gesundheitsförderung vorgestellt und partizipativ weiterentwickelt (Verhaltensprävention). Parallel wurde ein Netzwerk von Vertreter*innen aus Eingliederungshilfe und Sozialraum aufgebaut, um die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Wohnsettings voranzubringen (Verhältnisprävention).
Schlussfolgerung
Barrierefreie Informationen, Entscheidungsfreiheit und entsprechende Personalressourcen sind innerhalb der Wohneinrichtungen wichtige Voraussetzungen. Zugleich muss auch der Zugang zu Angeboten im Sozialraum ermöglicht werden, um gesundheitliche Chancengleichheit zu verwirklichen.
Diskussionsbeitrag
Personelle, zeitliche und finanzielle Einschränkungen werden als primäre Barrieren benannt. Auch die nachhaltige Vernetzung der beteiligten Netzwerkpartner*innen und mögliche Synergieeffekte werden hierdurch beeinträchtigt. Multiplikatoren, welche in den Einrichtungen Ansprechpartner*innen zum Thema Gesundheitsförderung sind, sollten bestimmt werden.

Moderation:

Katja Liebal | leben lernen gGmbH am EDKE | Germany

11:00 - 12:30

Ältere Menschen im Quartier

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten II

Am Beispiel von drei Praxisprojekten werden in dieser Session Methoden der partizipativen Bedarfsanalyse sowie die Planung, Umsetzung und Evaluation von gesundheitsfördernden Strukturen für ältere Menschen vorgestellt.
Im ersten Beitrag werden am Beispiel eines Gesundheitszieleprozesses „Selbstbestimmt älter werden in Charlottenburg-Wilmersdorf“ praxisnah verschiedene Methoden der Bedarfsanalyse sowie der Einbindung der Zielgruppe und von Fachkräften in die Formulierung von Gesundheitszielen und konkreten Maßnahmen aufgezeigt. Ein besonderer Fokus wird auf die entstandenen Schwierigkeiten und Lösungswege gelegt.
Das Projekt „Gesund Altern und Pflegen im Quartier“ (2021-2023) wird vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Namen und im Auftrag der Ersatzkassen gefördert und vom AWO Bundesverband e. V. in Kooperation mit seinen Gliederungen umgesetzt. Ziel ist es, die Gesundheit von älteren Menschen und pflegenden Angehörigen an acht ländlichen Standorten durch den Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen zu stärken. Hierfür werden auf Grundlage partizipativer Bedürfniserhebungen bedarfsgerechte Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention geplant und umgesetzt.
In dritten Beitrag wird die arztpraxisinterne Sozialberatung in Lichtenberg aus Sicht der wissenschaftlichen Begleitung vorgestellt. Das Angebot wird von soziale Gesundheit e. V. in aktuell 14 Haus- und Kinderarztpraxen realisiert und richtet sich insbesondere an vulnerable Patient*innen in schwierigen Lebenslagen. Ziele des Angebotes sind die Förderung von Lebensqualität und Gesundheit der Patient*innen und die Entlastung der Ärzt*innen.

Ältere Menschen beteiligen: Umsetzung und Ergebnisse des Gesundheitszieleprozesses „Selbstbestimmt älter werden“ in Charlottenburg-Wilmersdorf

Dr. Claudia Diederichs | Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
Petra Fischer | Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin

1) Hintergrund/Fragestellung
Als einer der Bezirke mit dem höchsten Durchschnittsalter hat Charlottenburg-Wilmersdorf 2021 einen partizipativen Gesundheitszieleprozess zur Förderung der Lebensqualität und Selbstbestimmung im Alter initiiert.
Im Beitrag werden praxisnah verschiedene Methoden der Bedarfsanalyse sowie der Einbindung der Zielgruppe und von Fachkräften in die Formulierung von Gesundheitszielen und konkreten Maßnahmen aufgezeigt. Ein besonderer Fokus wird auf die entstandenen Schwierigkeiten gelegt.

2) Projektbeschreibung/Methode
Für die Bedarfsanalyse wurde eine postalische Befragung von rund 2.500 Menschen 60+ sowie qualitative Interviews mit Fachkräften durchgeführt. Auf dieser Grundlage wurden 10 Handlungsfelder identifiziert, wie die Schaffung von altersgerechtem, bezahlbarem Wohnraum. Alle Prozessschritte wurden mit der bezirklichen Seniorenvertretung abgestimmt. Im Rahmen eines mehrstufigen Beteiligungsverfahrens wurden zunächst drei Handlungsfelder priorisiert und anschließend Gesundheitsziele und Maßnahmen entwickelt, wie die Einrichtung einer bezirklichen Beratungsstelle zum Thema Wohnen im Alter.

3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Als Grundlage für einen Zieleprozess ist eine bezirkliche Bedarfsanalyse zwar notwendig, jedoch sollten die Ergebnisse dieser Analyse immer im Kontext von politischen Entwicklungen auf Landes- und Bundesebene betrachtet werden, wie z.B. die neuen Seniorenpolitischen Leitlinien in Berlin.

4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Akute Ereignisse, wie die Corona-Pandemie, hatten einen erheblichen Einfluss nicht nur auf die Möglichkeiten der Partizipation, sondern auch auf den Inhalt und die Priorisierung der Handlungsfelder.

Gesund Altern und Pflegen im Quartier

Sebastian Gottschall | AWO Bundesverband e. V.
Jessica Sommer | AWO Bundesverband e. V.

Hintergrund/Fragestellung
Neben körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung und gutem Stressmanagement tragen auch ein gut gestaltetes Wohnumfeld sowie gesellschaftliche Teilhabe maßgeblich zu einem gesunden Leben bei. Hier setzt das Projekt „Gesund Altern und Pflegen im Quartier“ an. In 8 ländlichen Quartieren soll die Gesundheit älterer Menschen und pflegender Angehöriger durch den Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen gestärkt werden.

Projektbeschreibung/Methode
Das Projekt wird von 2021-2023 vom AWO Bundesverband e. V. mit seinen Trägern umgesetzt, durch den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Auftrag der Ersatzkassen nach § 20a SGB V gefördert und durch das Institut für Gerontologische Forschung e. V. wissenschaftlich begleitet. Nach einer umfassenden Analyse der Standorte wurden die Bedürfnisse der Zielgruppen durch digitale Fokusgruppen sowie lokale Bürger*innendialoge erhoben. Die Ergebnisse fließen in eine Arbeitsgruppenphase ein, in der unter Beteiligung der Zielgruppen bestehende gesundheitsfördernde Angebote ausgebaut und neue bedarfsgerechte Maßnahmen entwickelt werden.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Zentrale Zwischenergebnisse stellen die methodisch niedrigschwellig aufbereiteten Konzepte für eine Bedürfniserhebung mit partizipativen Methoden samt Ergebnissen für beide Zielgruppen dar. Auf dieser Grundlage kann ein Ausblick auf erste gesundheitsfördernde Maßnahmen gegeben werden, welche anderen Quartieren als Inspiration dienen können.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die konzipierten Maßnahmen sollen sich insbesondere auch an sozial benachteiligt und isoliert lebende Ältere richten. Neben den Zwischenergebnissen des Projektes können demnach auch hemmenden und fördernden Faktoren im Zugang zu dieser Gruppe sowie den pflegenden Angehörigen diskutiert werden.

Arztpraxisinterne Sozialberatung zur Gesundheitsförderung von älteren Menschen

Dr. Birgit Wolter | Institut für Gerontologische Forschung e. V.

Im Hinblick auf die gesundheitliche Versorgung brachte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen im Jahr 2009 die Sorge vor einer unzureichenden Tragfähigkeit des gegenwärtigen Systems zum Ausdruck. Angemahnt wurde eine engere Verzahnung von ambulant und stationär erbrachten medizinischen, pflegerischen und sozialen Leistungen.
Ein in diese Richtung angelegter Ansatz wird seit 2020 in Berlin Lichtenberg im Rahmen eines durch die Lottostiftung geförderten und durch das Bezirksamt unterstützten Modellvorhabens umgesetzt. In 14 Hausarztpraxen wird durch den Verein soziale Gesundheit e. V. einmal wöchentlich eine Sozialberatung für Familien und ältere Menschen angeboten. Mit dem Angebot sollen die beteiligten Hauarztpraxen entlastet sowie die Lebensqualität von Familien in schwierigen Lebenslagen und vulnerablen älteren Patient*innen verbessert werden.
Das Institut für Gerontologische Forschung e. V. führte 2020 und 2021 Befragungen unter den älteren Patient*innen, die die Sozialberatung in Anspruch nahmen, und unter den Hausärzt*innen, die mit soziale Gesundheit e. V. kooperieren, durch. Im Zentrum standen hierbei die Fragen, inwieweit das Angebot sich (1) förderlich auf die Lebensqualität der älteren Menschen auswirkt und (2) zu einer Entlastung der Hausärzt*innen beiträgt. Die Erkenntnisse bilden eine Grundlage für ein Konzept zur Arztpraxisinternen Sozialberatung, das 2022 durch das Institut für Gerontologische Forschung e. V. entwickelt wird. In dem Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse der Begleituntersuchung sowie Grundzüge des Konzeptes berichtet und zur Diskussion gestell

11:00 - 12:30

Resiliente und gesundheitsfördernde Quartiersentwicklung – Forum der AG Gesundheitsfördernde Gemeinde-und Stadtentwicklung (AGGSE)

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten III

Hintergrund/Fragestellung. Auch in der Quartiersentwicklung ist Resilienz seit einigen Jahren ein Schlagwort. Resilienz wird in diesen Zusammenhang als Fähigkeit eines Quartiers verstanden, sich dynamisch und kontinuierlich im Hinblick auf Krisen und neue Herausforderungen zu wandeln und anzupassen. Die Coronapandemie, der Klimawandel und das anhaltende Wachstum verbunden mit Innenentwicklung und Nachverdichtung sind Beispiele für aktuelle quartiersbezogene Herausforderungen. Sie werfen die Frage auf, über welche Widerstandskräfte Quartiere bereits verfügen und wie sie zukünftig (noch) resilienter und damit auch gesundheitsfördernder gestaltet werden können.

Methode: Im Forum wird dieser Frage mit Blick auf sozial benachteiligte Quartiere nachgegangen, da diese und die hier lebenden Menschen insbesondere durch die Folgen von Pandemien, Klimawandel und Verdichtung betroffen sind:

Schlussfolgerung/Ergebnisse: Werden erwartet zu:
- Förderung der Anpassungsfähigkeit von Quartieren bei Epidemien,
- Erfahrungen in der Zusammenarbeit in kommunalen Reallaboren zur klimaresilienten Quartiersentwicklung
- umwelt- und sozialverträglicher und damit gesundheitsfördernder Nachverdichtung von Quartieren.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Das Forum vermittelt Strategien, Ideen und Praxistipps , wie sich Quartiere mit Blick auf neue Herausforderungen resilienter und damit auch gesundheitsfördernder aufstellen können.

Stresstest Resilientes Quartier: Arbeitshilfe für die kommunale Praxis zur Förderung der Robustheit und Anpassungsfähigkeit bei Epidemien

Dr. Jacqueline Hamilton | Universität Bremen

Die COVID-19-Pandemie zeigt, dass der Fokus von gesundheitsfördernder Stadtentwicklung und Gesundheitsförderung und Prävention im Quartier von chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten auf akute Ereignisse übertragbarer Krankheiten ausgeweitet werden muss. Die Arbeitshilfe unterstreicht die Relevanz von Strategien für Veränderung, Anpassung und Umbau im städtebaulichen Bestand in benachteiligten Stadtteilen und Quartieren im Kontext von Epi- und Pandemien.

Reallabore für eine klimaresiliente Quartiersentwicklung

Jens Hasse | Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)

In den Diskursen zu Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und Klimawandelanpassung zeigt sich ein komplexes Anforderungsspektrum ab. Um souverän mit den Herausforderungen umgehen zu können, braucht es sowohl die Widerstands- als auch die Veränderungsfähigkeit der Räume und Akteur*innen. In drei Reallaboren wurde wissenschaftlich begleitet erprobt, wie Stadtquartiere resilienter gegenüber den Folgen des Klimawandels werden können.

Innenentwicklung und Nachverdichtung in städtischen Quartieren: Wie lassen sich Umweltqualität, Gesundheit und Sozialverträglichkeit vereinbaren?

Christiane Bunge | Umweltbundesamt
Dr. Susanne Schubert | Umweltbundesamt

Viele Städte in Deutschland wachsen. Der Zuzug in die Städte verursacht einen erhöhten Wohnraum- und Flächenbedarf, hat Auswirkungen auf die Umwelt, auf gesunde Lebensbedingungen und die Sozialstruktur in Siedlungsräumen. Es werden Herausforderungen und Zielkonflikte, die sich im Zuge von Innenentwicklung und Nachverdichtung in wachsenden Städten ergeben, sowie Handlungsansätze zur Stärkung von Umweltqualität und Gesundheit und ihre Bezüge zur Sozialverträglichkeit aufgezeigt.

11:00 - 12:30

Wirkungsorientiertes Arbeiten – Fortschritte – Wirkung – Wandel. Methoden und Erkenntnisse aus der wirkungsorientierten Begleitung und Prozessevaluation des Programms „Präventionsketten Niedersachsen“

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten IV

Hintergrund
Je komplexer Projekte aufgebaut sind, umso schwieriger ist es, die Frage nach deren Wirkungen zu beantworten. So auch bei den Präventionsketten. Eine irrtumsfreie Zuschreibung bestimmter Aktivitäten zu beobachteten Wirkungen ist hier nicht möglich. Eine nur an Endpunkten orientierte Evaluation stößt an Grenzen.

Projektbeschreibung
Im o.g. Programm wurden 22 Kommunen unterstützt, eine wirkungsorientierte Arbeitsweise einzuführen. Die theoretische Basis bildete ein 10-stufiges Wirkungsmodell. Zur Veranschaulichung von Veränderungen wurde das Instrument Fortschrittsdiagramm entwickelt. Parallel fand eine qualitative Prozessevaluation statt, um ausgewählte Aspekte vertiefend zu betrachten. Es werden Ergebnisse eines multimethodischen Ansatzes aus wirkungsorientierter Arbeitsweise, Fortschrittsdokumentation und Prozessevaluation vorgestellt.

Schlussfolgerungen
Eine Begleitung mittels Wirkungsmodellen unterstützt ein zielgerichtetes, gemeinsames Handeln.
Das Fortschrittsdiagramm zeigt – ideal über mind. 3 Jahre – ob und wann was passiert ist.
Mittels einer Prozessevaluation lassen sich Kontextfaktoren erfassen, deren Existenz und Gewichtung über Erfolg oder Scheitern von Präventionsketten entscheiden können.

Diskussionsbeitrag
Wie gelingt es, eine wirkungsorientierte Arbeitsweise anzustoßen?
Wie lassen sich, orientiert am Wirkungsmodell, Fortschritte einfach, einleuchtend präsentieren?
Sind Vernetzung u. integriertes Handeln notwendige Bedingungen, um kommunalen Wandel anzuregen u. Wirkungen bei den Zielgruppen zu erzielen?

Wirkungsorientiertes Arbeiten in Kommunen: Theorie, Praxis und Erfahrungen

Wiebke Humrich | Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

Hintergrund/Fragestellung:
Programm "Präventionsketten Niedersachsen"

Projektbeschreibung/Methode:
Die Teilnehmenden erhalten einen Einblick, wie die wirkungsorientierte Arbeitsweise im Programm Präventionsketten Nds. aussieht, welche Gelingensbedingungen und Stolpersteine es gibt und welches theoretisches Wirkungsmodell der Arbeit zugrunde gelegt wird. Zusätzlich wird anhand der Begleitung der Programmkommunen der “Lessons-Learned-Prozess" im Bereich Wirkungsorientierung beschrieben.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Eine Begleitung mittels Wirkungsmodellen unterstützt ein zielgerichtetes, gemeinsames Handeln.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned_
Wie gelingt es, eine wirkungsorientierte Arbeitsweise anzustoßen?

Das Fortschrittsdiagramm als Instrument zur Selbst- und Fremdevaluation

Kerstin Petras | Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

Hintergrund/Fragestellung_
Programm "Präventionsketten Niedersachsen"

Projektbeschreibung/Methode:
Im Vortrag wird das o.g. Instrument vorgestellt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse diskutiert. Das Diagramm ermöglicht eine Gesamtschau auf die erbrachten Aktivitäten und die ersichtlichen Veränderungen. Als Bewertungsmaßstab sind für jede Stufe im Wirkungsmodell Ziele und Indikatoren definiert worden, die vorgeben, ab wann eine Stufe erreicht, zum Teil oder nicht erreicht ist. In anonymisierter Form werden hierzu Beispiele aus den Programmkommunen präsentiert.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Das Fortschrittsdiagramm zeigt – ideal über mind. 3 Jahre – ob und wann was passiert ist.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Wie lassen sich, orientiert am Wirkungsmodell, Fortschritte einfach, einleuchtend präsentieren?

(Wie) funktioniert Vernetzung und integriertes Handeln? Ergebnisse einer Prozessevaluation

Sven Brandes | Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

Hintergrund/Fragestellung:
Prozessevaluation im Programm "Präventionsketten Niedersachsen"

Projektbeschreibung/Methode:
Im Vortrag werden ausgewählte Ergebnisse der Prozessevaluation vorgestellt. Es wird darauf eingegangen, inwiefern es aus Sicht der kommunalen Akteure zu Vernetzung und integriertem Handeln gekommen ist, sowie was damit einhergehende begünstigende und hinderliche Faktoren waren.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Mittels einer Prozessevaluation lassen sich Kontextfaktoren erfassen, deren Existenz und Gewichtung über Erfolg oder Scheitern von Präventionsketten entscheiden können.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Es wird der Frage nachgegangen, ob Vernetzung und integriertes Handeln hinreichende und notwendige Bedingungen sind, um nachhaltige Wirkungen auf der Ebene der Zielgruppen zu erzielen.

11:00 - 12:30

Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten durch den Hochschulsport

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten V

Im Rahmen der gemeinsamen Initiative "Bewegt studieren - Studieren bewegt!" des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh) und der Techniker Krankenkasse (TK) wurden 2017 -2019 bundesweit 31 Projekte zur bewegungsorientierten Gesundheitsförderung (GF) im Setting Hochschule an adh-Mitgliedshochschulen umgesetzt. Aufgrund der erfolgreichen ersten Initiative ging diese im Frühjahr 2020 mit 50 geförderten Projekten und einer Dauer von 3 Jahren in die zweite Runde. Ziel der Initiative 2.0 ist es, den Alltag von Studierenden bewegter zu gestalten und das Gesundheitsmanagement an Hochschulen durch den Hochschulsport voranzutreiben und so für einen Wandel in der Lern- und Arbeitswelt zu bewirken.

Im Seminar werden nach einer Zwischenbilanz der Initiative 2.0 zwei Projekte jeweils 15 Minuten vorgestellt. Es werden die vergangenen zwei, von Krisen geprägten Projektjahre reflektiert. Im anschließenden Learning Café werden Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven der GF in Zeiten von Krieg und Krisen gemeinsam mit den Teilnehmenden erörtert und diskutiert.

Der adh und die TK sind bestrebt, den Austausch und den Wissenstransfer zu ermöglichen und zu fördern. Durch die Inputs der Projektverantwortlichen erhalten die Teilnehmenden des Seminars Inspirationen zur GF von Studierenden u. a. in Krisenzeiten. Damit gewähren die jeweiligen Hochschulsportvertreter*innen Einblicke in die Ausgestaltung der Projekte und die gesundheitsfördernden Lebenswelt Hochschule. Das Seminar soll zur Vernetzung und zum Austausch unter den Teilnehmenden beitragen und Impulse für die eigenen Prozesse geben.

Move your Spirit and Spirit your Move

Prof. Dr. Martin Stummbaum | Hochschule Augsburg 

Move your Spirit and Spirit your Move ist ein Projekt aus "Bewegt studieren – Studieren bewegt! 2.0" an der Hochschule Augsburg. Bewegung verkürzt sich in diesem Innovationsprojekt von Studierenden für Studierende nicht auf körperliche Aktivitäten, sondern umfasst menschliches Bewegtwerden und Bewegtsein in seiner Ganzheitlichkeit. Die Begleitforschung zeigt Notwendigkeiten und Perspektiven der Förderung gerade der psychischen Gesundheit, um Zukunft nicht nur in Krisenzeiten gestalten zu können.

Mentale Gesundheit im Fokus – ein Dauerthema an Hochschulen?!

Petra Borchert | Universität Konstanz
Annika Heckmaier | Universität Konstanz

Mentale Gesundheit im Fokus ist ein Programm von Studierenden für Studierende, welches zusammen mit dem Hochschulsport der Uni Konstanz, im Rahmen der Initiative "Bewegt studieren – Studieren bewegt! 2.0" entwickelt wurde. Der vielfältige Ansatz des Programmes dienen dazu, offensichtlichen Negativeinflüssen auf die mentale Gesundheit der Studierenden entgegenzuwirken. Ein Thema welches nicht nur im Umgang mit Krisen, eine besondere Notwenigkeit der Hilfe erkennen lässt.

Entspannung durch Bewegung – digitale Angebote in Krisenzeiten!

Nidal Ghandour | Universität Gießen

Entspannung durch Bewegung ist ein Projekt des Allgemeinen Hochschulsports an der Uni Gießen im Rahmen der Initiative „Bewegt studieren, studieren bewegt! 2.0“. Digitale Angebote haben vor allem in Krisenzeiten einen großen Nutzen gezeigt, um weiterhin Studierende abholen zu können. Die neugeschaffene Rubrik an digitalen Übungen bis hin zu Expertenwissen, welche sich jederzeit problemlos abrufen und aktiv nutzen lässt, wirkt sich gezielt positiv auf das ganzheitliche Wohlbefinden aus.

 

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool miro der amerikanischen Firma RealtimeBoard, Inc. dba Miro, 525 Brannan Street, Suite 100 San Francisco, CA genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://miro.com/legal/privacy-policy/. Die Teilnahme ist freiwillig.

11:00 - 12:30

Sozialen Wandel gestalten: Möglichkeitsräume für Veränderungen im Gesundheitswesen erkennen und nutzen

H3 Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen

Die Bewältigung der multiplen Krisen, insbesondere mit dem Anspruch, sie nicht auf dem Rücken der ohnehin schon Benachteiligten auszutragen, sondern stattdessen Ungleichheiten abzubauen, stellt eine enorme Herausforderung dar. Immer mehr sind die Systeme sowie die darin tätigen Personen überlastet, erschöpft und ratlos. Kreative Ideen werden durch Sachzwänge oft im Keim erstickt und immer wieder ist die Rede davon, für Veränderungen müssen "Dicke Bretter gebohrt werden".

Daher soll nun der Fokus darauf gerichtet werden, wie Veränderungen innerhalb der etablierten Institutionen möglich sind. Für Wandlungsprozesse können Initiativen, die von außen auf Systeme und Institutionen wirken durchaus hilfreich sein. Aber es benötigt auch veränderungsbereite Institutionen und veränderungsbereite Personen in Institutionen, die eigene Veränderungsimpulse oder solche von außen aufgreifen, um Strukturen zu ändern und mit ihrer täglichen Praxis Transformation ermöglichen.

Nach einem Impulsvortrag aus Sicht der Transformationsforschung und einem Praxisbeispiel wollen wir über konkrete Veränderungspotenziale in Institutionen des Gesundheitswesens in den Austausch kommen.

In der Veranstaltung soll den Fragen nachgegangen werden:

• Welche realistischen Veränderungen sind möglich?
• Welche Bedingungen haben dazu geführt, dass eine Veränderung möglich war?
• Wie können Personen dabei unterstützt werden Veränderungspotenziale zu erkennen und auszuschöpfen?

 

Auf dem Weg zu regional vernetzten Gesundheitssystemen: Transformation ermöglichen mit organisationspädagogischen Perspektiven

Prof.in Dr.in Susanne Maria Weber | Philipps-Universität Marburg | Germany
Marlena van Munster | Philipps-Universität Marburg | Germany

Für Public Health fragen wir nach Gestaltungsprozessen für die Vision regional vernetzter Gesundheitssysteme und Gesundungs-Hilfen. Aus organisationspädagogischer Perspektive identifizieren wir anhand des Handlungsfelds der Parkinson-Netzwerke, wie Hilfen im Gesundheitsbereich ungleichheitssensibel systemisch vernetzt verstetigt werden können und untersuchen Veränderungspotenziale, Ermöglichungsbedingungen und Arbeitsformen für kollektive Strategieentwicklung und Strukturbildung.

 
Diskussion: 
Die Diskussion öffnet den Raum für Erfahrungen, Perspektiven, Fragen und Lösungsvorschläge der Teilnehmenden.
 
 
Die vergangenen Veranstaltungen der Reihe, auf denen diese aufbaut sind online einsehbar:
https://www.youtube.com/watch?v=a3rKHSN2j3M
https://www.youtube.com/watch?v=DXw4JEr9dD4
 
Hinweis: Der Beitrag "Gestärkt aus der Krise: Das Gesundheitsamt Frankfurt am Main" entfällt leider krankheitsbedingt!
11:00 - 12:30

Individuelle Kompetenzen für soziale Gesundheit

H4 Persönliche Kompetenzen

Krankheit ist immer individuelles und soziales Problem, Gesundheit individuelle und soziale Herausforderung. Wir können Krankheit wie einen Körperstreik gegen Lebenswelten verstehen, die unsere Gesundheit beeinträchtigen. Die frühen Psychosomatiker*innen dachten schon so. Die Ottawa Charta greift dies wieder auf: „Gesundheit entsteht dadurch, dass man für sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“ „Auf dem Weg in die Zukunft“ geht es also darum, das Individuum zu befähigen, seine soziale Welt zu gestalten. Wie können wir in der Gesundheitsversorgung die individuellen Handlungsfähigkeiten für ein gedeihliches soziales Miteinander stärken und systemisch ausbilden?
Auf diese Fragestellung sucht und gibt die Veranstaltung Antworten.
Ziel ist es, anhand konkreter Erfahrungen aufzuzeigen, wie die Gesundheitsversorgung partizipatorisch gestaltet werden kann und wie Menschen erleben, dass sie auf ihre Lebenswelten Einfluss nehmen können.
Die Ottawa Charta fordert zusammengefasst eine radikale Demokratisierung der Gesundheitsarbeit. Ilona Kickbusch hat zum Abschluss der Podiumsdiskussion „Gesundheitskompetenz als Maßstab guter Gesundheitsversorgung und als Chance für Teilhabe“ 2022 diese Herausforderung nochmals betont.
Das Forum diskutiert daher, wie eine demokratisierte Gesundheitsversorgung individuelle und soziale Gesundheitskompetenzen fördern und stärken kann.

Individuelle Kompetenzen für die soziale Gesundheitsförderung

Dr. Ellis Huber | Berufsverband der Präventologen e.V.

Rudolf Virchow beschrieb die Zelle als ein autonomes Subjekt, eingebunden in einen republikanischen Zellenstaat. Ihre Kooperation entscheide über Gesundheit und Krankheit und bekämpfe sogar Erreger mit Erfolg. Menschen sind ebenso selbstwirksame Subjekte, die ihre Lebenswelt aktiv gestalten. Dazu braucht der einzelne Mensch wirksame Kompetenzen, Tools und Teilhaberechte. Wie kann eine Gesundheitsversorgung individuelle und soziale Gesundheit gleichermaßen sicherstellen?

Der individuelle Gesundheitsnutzen durch soziales Engagement

Prof. Dr. Marie-Luise Dierks | Medizinische Hochschule Hannover /Patientenuniversität Hannover

Soziales Engagement im Gesundheitsbereich hat eine lange Tradition in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe, hier kommen soziales Engagement und individueller Gesundheitsnutzen zusammen. Selbstmanagementkurse für chronischen Kranke, die von Personen geleitet werden, die die Wirkung eines positiven Selbstmanagements erfahren haben und diese Erfahrung an andere Menschen weitergeben, wirken. Im Beitrag wird dargestellt, wie sich der individuelle und kollektive Gesundheitsnutzen beschreiben lässt.

Wie wir Sozialkompetenzen praktisch entwickeln können – ein Konzept

Dorothée Remmler-Bellen | Berufsverband der Präventologen e.V.

Ein Mensch mit guter Sozialkompetenz und Gesundheitskompetenz kann sich um sich und seine Gesundheit sorgen und ebenso für sein soziales Umfeld, seine Lebenswelten. Er erlebt sich als Gestalter seines Lebens, sozusagen als Kapitän seines Lebensschiffes. Seine Sozialkompetenz und Gesundheitskompetenz zu entwickeln, ist eine Voraussetzung für soziale Gesundheitsförderung. Der Beitrag stellt ein Konzept vor, bei dem die Teilnehmenden ihre Ziele in ihrem eigenen Rhythmus entwickeln und erreichen.

11:00 - 12:30

Wie gut ist das deutsche Gesundheitssystem und wie kann man das messen? Einblicke in die Bewertung der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems (Health System Performance Assessment – HSPA).

H5 Gesundheitsdienste neu orientieren I

Deutschland investierte im Jahr 2019 etwa 411 Milliarden Euro und damit 11,9 % des Bruttoinlandproduktes in die Gesundheitsversorgung. Es besteht nahezu universeller Zugang für die gesamte Bevölkerung zu Gesundheitsdienstleistungen und trotzdem belegt Deutschland im europäischen Vergleich keinen Spitzenplatz hinsichtlich Mortalität und Lebenserwartung bei weiterhin bestehender gesundheitlicher Ungleichheit. Das Fachforum zum erstmalig für Deutschland durchgeführten Health System Performance Assessment (HSPA) geht den Fragen nach, was ein gutes Gesundheitssystem ausmacht, wie man dessen Leistungsfähigkeit messen kann, wie gut das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich abschneidet und wie über die Integration der Patientenperspektive Handlungsfelder identifiziert werden können, um allen Menschen eine bestmögliche Versorgung zu bieten – unabhängig von sozialen Determinanten.

Was ist Health System Performance Assessment? Ansätze und Konzepte zur Messung der Leistungsfähigkeit des (deutschen) Gesundheitssystems

Dr. Miriam Blümel
Katharina Achstetter

Wie gut ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich und wie steht es um Aspekte der Gerechtigkeit? Ergebnisse des ersten Health System Performance Assessments für Deutschland

Matthias Haltaufderheide | Technische Universität Berlin
Philipp Hengel | Technische Universität Berlin

Die Bewertung der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystem aus Bevölkerungsperspektive

Julia Köppen | Technische Universität Berlin
Katharina Achstetter

12:30 - 13:15

Mittagspause

13:15 - 14:45

Bewegungsförderung: Ist das schon HiAP oder noch Verhaltensprävention?

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik I

1) Hintergrund
Bewegungsmangel gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung chronischer Krankheiten. Die Corona-Pandemie hat den Bewegungsmangel noch einmal verstärkt und hier besonders Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit weniger Zugang zu privaten Bewegungsmöglichkeiten getroffen. Hierdruch hat sich der politische Fokus noch stärker auf dieses Handlungsfeld gerichtet und neue Initiativen entstanden bzw. entstehen.
Bewegungsförderung ist ein Handlungsfeld der Gesundheitsförderung, das entlang eines Health in All Policies (HiAP)-Ansatzes entwickelt werden sollte. Ein sektor-, ebenen- und politikfeldübergreifendes Handeln ist notwendig. Diesem Anspruch werden bewegungsförderliche Maßnahmen jedoch nur selten gerecht.
Ziel des Fachforums ist es, gelungene Praxisbeispiele für HiAP im Handlungsfeld der Bewegungsförderung aufzuzeigen und mit den Teilnehmenden die Hindernisse und Erfolgsfaktoren der Umsetzung bewegungsförderlicher Strategien und Maßnahmen im Sinne von HiAP kritisch zu diskutieren.
2) Methode
Einleitend erfolgt eine Einordnung der Bewegungsförderung als HiAP-Aufgabe. Danach werden Praxisbeispiele der Umsetzung von Bewegungsförderungsprogrammen/-strategien/-projekten, die dem HiAP-Ansatz folgen, präsentiert. Im Anschluss an die Vorträge werden die Referierenden und Veranstalter*innen gemeinsam mit dem Publikum die fördernden und hemmenden Faktoren von Bewegungsförderung als HiAP-Aufgabe diskutieren.
3) Ergebnisse
Die Session zeigt Umsetzungsbeispiele für gelungene HiAP-Ansätze im Bereich der Bewegungsförderung auf. Gemeinsam sollen Faktoren identifiziert werden, die es bei der Umsetzung von HiAP zu berücksichtigen gilt.

Health in All Policies, ein Ansatz nicht nur zur Bewegungsförderung
Stefan Bräunling | Gesundheit Berlin Brandenbrug e.V. | Germany

Bewegungsförderung ist ein Handlungsfeld der Gesundheitsförderung, das entlang eines HiAP-Ansatzes entwickelt werden sollte. Soll ein gesellschaftlicher Impact erreicht und gesundheitliche Chancengleichheit verbessert werden, dann ist ein sektoren-, ebenen- und politikfelderübergreifendes Handeln notwendig.
Dieser Ansatz wird im Einführungsbeitrag erläutert und in Beziehung zu aktuellen politischen Initiativen ("Runder Tisch Bewegung", "Bewegungsgipfel") auf Bundesebene gesetzt.

Das Landesprogramm "Sportland Hessen bewegt"

Béatrice Frank | Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung - HAGE

Präsentation des Landesprogramms, über das unter anderem Bewegungskoordinator*innen in Kommunen etabliert werden. Fünf Landesministerien, der Landessportbund und die HAGE sowie viele weitere Partner kooperieren in diesem beispielhaften Programm. Es unterstützt seit 2017 die hessische Landesstrategie zur Stärkung der Bewegungsförderung.

 

"WAT Bewegen": Integrierte Stadtentwicklung als Handlungsfeld der Bewegungsförderung

Prof.in Dr.in Heike Köckler | Hochschule für Gesundheit
Michael Sprünken | Gesundheitsamt

In Bochum Wattenscheid-Mitte befindet sich seit 2015 ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) unter dem Motto "WAT Bewegen" in der Umsetzung. Gesundheit ist seit der Auswahl des Programmgebiets ein zentrales Element dieses ISEK. Health in All Policies wird somit mit einem verhältnispräventiven Ansatz der Wohnumfeldgestaltung verfolgt. In Projekten wie „FIT in WAT“ bespielt der Stadtsportbund, gefördert mit Mitteln des Präventionsgesetzes, unter anderem das neu umgestaltete Wohnumfeld.

13:15 - 14:45

Mit Daten den Wandel gestalten (Auftaktveranstaltung Frühe Hilfen)

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik II

In den vergangenen 15 Jahren haben die Frühen Hilfen in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, um Müttern und Vätern in psychosozialen Belastungslagen bereits ab der Schwangerschaft sowie mit Kindern bis zu drei Jahren passgenaue Unterstützung und Hilfe anzubieten. Durch gesetzgeberische Aktivitäten, Bundes- und Landesprogramme, kommunale Initiativen und das Engagement gemeinnütziger Träger im Gesundheitswesen und der Kinder- und Jugendhilfe wurde die Weiterentwicklung der Frühen Hilfen seit 2006 befördert. Der Auf- und Ausbau wurde von Beginn an durch umfassende Forschung, unter anderem des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), begleitet. Über den Zeitverlauf liefert hier beispielsweise die Prävalenz- und Versorgungsforschung wichtige Daten zur Situation von Familien mit Kleinkindern in psychosozialen Belastungslagen. Auf der strukturellen Ebene können über die Implementierungsforschung Aussagen zum Stand des deutschlandweiten, kommunalen Ausbaus der Netzwerke und Angebote der Frühen Hilfen gemacht werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Forschung der Länder und Kommunen, deren regionale und sozialräumliche Erkenntnisse das Gesamtbild der Frühen Hilfen in Deutschland vervollständigen. Diese und weitere Daten sind eine wichtige Grundlage für die Planung, Praxisunterstützung und Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen. Sie geben Hinweise zu Zielgruppen, Bedarfen und Rahmenbedingungen.

In der Auftaktveranstaltung werden aktuelle Ergebnisse des NZFH-Studienprogramms "Kinder in Deutschland – KiD 0-3" (2022) mit Daten zu Belastungsfaktoren und Ressourcen in Familien und zur Inanspruchnahme von psychosozialen Angeboten vorgestellt. Diese werden ergänzt durch Befunde der NZFH-Kommunalbefragungen, die fortlaufend zentrale Daten zur Umsetzung der Frühen Hilfen in den Kommunen erfasst, woraus Aussagen zum Entwicklungsstand kommunaler Angebote und Systeme abgeleitet werden können. Diese deutschlandweite Forschungs-Perspektive auf Frühe Hilfen wird durch kommunale Ergebnisse der partizipativen Forschung der Koordinierungsstelle des Bonner Netzwerks Frühe Hilfen abgerundet.

Schließlich soll in einer Diskussion mit den Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung erörtert werden, welche Daten sie wie für die Arbeit in den Frühen Hilfen einsetzen und welche Daten ihnen möglicherweise noch fehlen.

13:15 - 14:45

Operationalisierung und Erfassung von migrations- und rassismusbezogenen Indikatoren in der Public Health-Forschung in Deutschland

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik III

Hintergrund/Fragestellung: Die Vielfalt der Bevölkerung in Deutschland stellt die moderne Public Health-Forschung vor die Herausforderung, aussagekräftige Analysen zu Migration, Rassismus und Gesundheit zu ermöglichen und zugleich Fehlinterpretationen, Stigmatisierungen und falsche Verallgemeinerungen zu vermeiden. Gemeinsam mit Expert:innen im Bereich der rassismus-, diskriminierungs- und migrationsbezogenen Forschung wollen wir der Frage nachgehen, wie dies angemessen erfolgen kann.
Projektbeschreibung/Methode: Der Workshop beginnt mit Inputs zum aktuellen Diskussionsstand aus der jeweiligen Perspektive. Hierbei sollen eigene Erfahrungen und Berichte aus Forschungsprojekten zu Gesundheit und Rassismus, Diskriminierung und Migration die Grundlage bilden. Anschließend findet eine gemeinsame Diskussion mit den Teilnehmenden statt.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Die Wichtigkeit einer fortwährenden Reflexion und Anpassung von etablierten Konzepten bis hin zur Abkehr von diesen ist am Beispiel des Konzepts „Migrationshintergrund“ in den letzten Jahren deutlich geworden. Eine Neuentwicklung und Weiterführung von Konzepten und Ansätzen, wie alltäglicher und institutioneller Rassismus, selbst- und fremdzugeschriebene Ethnizität, eigene oder familiäre Migrationserfahrung ist notwendig. Eine intersektionale Zusammenschau mit weiteren sozialen Determinanten der Gesundheit ist essentiell.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Eine fundierte und verantwortungsvolle Vorgehensweise in Bezug auf verwendete Kategorien und Konzepte in der Public Health-Forschung kann zu einer verbesserten Informationsgrundlage über Gesundheit von Menschen mit Migrationsgeschichte und/oder Rassismuserfahrungen beitragen.

Erhebung und Analyse migrationsbezogener Determinanten in der Public-Health-Forschung

Dr. Katja Kajikhina | Robert Koch-Institut
Carmen Koschollek | Robert Koch-Institut

Vergleiche erschwerend, wird das Konzept Migrationshintergrund in Surveys oft sehr unterschiedlich operationalisiert. Auch fasst es viele heterogene Bevölkerungsgruppen in einer Kategorie zusammen und verschleiert relevante Erklärungsfaktoren. Auswertungen, die lediglich auf diesem Konzept fußen, verdecken damit strukturelle Ursachen der gesundheitlichen Ungleichheit. Im Beitrag werden Empfehlungen für künftige migrationsbezogene Erhebungen und Auswertungen in Gesundheitssurveys vorgestellt.

Theoretisierung und Operationalisierung der Erhebung von Selbstbezeichnung und selbstberichteter Zuschreibung

Dr. Linda Supik | tba

Eine Selbsteinschätzung der (selbst- und fremdzugeschriebenen) Ethnizität und Zugehörigkeit wird derzeit u.a. als gesundheitsrelevanter Indikator für Surveys in Deutschland diskutiert. Auch die Weiterentwicklung der methodischen Ansätze zur Verbindung dieser Angaben mit Angaben zu Erfahrungen von alltäglicher und struktureller Diskriminierung scheint zukunftsperspektivisch notwendig. Im zweiten Beitrag werden die aktuellen Perspektiven und Stand der Diskussion erläutert werden.

Ansätze zur Erhebung zu Rassismus und Gesundheit im Afrozensus

Muna AnNisa Aikins | Praxisforschung - Kompetenzzentrum Anti Schwarzer Rassismus Each One Teach One (EOTO) e.V.

Mit dem Afrozensus wurde erstmals eine umfassende Studie zu Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Lebensrealitäten in Deutschland umgesetzt. Mittels einer quantitativen Erhebung wurde untersucht, welchen Mustern Anti-Schwarzer Rassismus in Deutschland folgt und welche Auswirkungen er auf die unterschiedlichen Lebensbereiche hat – inkl. Gesundheit. Im Beitrag wollen wir über die methodischen und konzeptionellen Überlegungen zu dieser wichtigen Befragung und zukünftiger Forschung sprechen.

 

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool Mentimeter der schwedischen Firma Mentimeter AB, Tulegatan 11, SE-113 86 Stockholm, Schweden genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://www.mentimeter.com/privacy. Die Teilnahme ist freiwillig.
In dieser Veranstaltung wird das Tool Conceptboard der deutschen Firma Conceptboard Cloud Service GmbH, Mansfelder Str. 56, 06108 Halle (Saale) genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://conceptboard.com/de/privacy/. Die Teilnahme ist freiwillig.

13:15 - 14:45

Gesundheit kommunal verfügbar machen

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik IV

Gesundheit regional gestalten - Das Monitoring der Gesundheitsregionen Niedersachsen

Steffen Scriba | Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS)

Hintergrund/Fragestellung
Integrierte regionale Versorgungssteuerung birgt das Potenzial, Versorgung und Gesundheitsförderung an den Bedarfen der Menschen vor Ort auszurichten. Daher beteiligen sich niedersachsenweit 38 Landkreise und kreisfreie Städte am Strukturförderprogramm „Gesundheitsregionen Niedersachsen“ des Landes Niedersachsen und weiterer Kooperationspartner. Unter kommunaler Federführung vernetzen sich relevante Akteure und setzen Maßnahmen um, die u.a. die gesundheitliche Situation vulnerabler Gruppen verbessern. Um Transparenz über die Vielfältigkeit der Prozesse und ihre Wirkung zu schaffen, wird seit Ende 2021 ein wirkungsorientiertes Monitoring umgesetzt.

Projektbeschreibung/Methode
Im Rahmen des Monitorings sollen jährlich Daten zum regionalen Strukturaufbau sowie zu Umsetzungsstand und Ergebnissen von Projekten in den beteiligten Kommunen erhoben werden. Die theoretische Grundlage bildet ein Wirkmodell, das die Ressourcen, den Output und die Outcomes des Gesamtprogramms fokussiert.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Zum Kongresszeitpunkt liegen erste Daten aus allen 38 beteiligten Kommunen vor. Sie zeigen u.a. die Vielfalt der vor Ort bearbeiteten Themen, den Beteiligungsgrad relevanter Akteure sowie Auswirkungen des Strukturaufbaus, z. B. bezüglich der Fortentwicklung von Kooperationsbeziehungen oder einer veränderten Rolle der Kommune bei der Versorgungsgestaltung.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Komplexe Strukturaufbauprogramme werden schnell unübersichtlich. Sie müssen deshalb kontinuierlich wissenschaftlich begleitet werden. Nur so können Gelingensfaktoren identifiziert, überregionale Lernprozesse initiiert und Programme weiterentwickelt werden.

Gesundheitliche Bildung gemeindezentral integrieren

Jens A. Forkel | Hochschule Neubrandenburg

In Anschluss an die kooperativen und wissenschaftlichen Arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern mit den Forschungen an der Hochschule Neubrandenburg seit dem Jahr 2008 wurden Modelle eines soziokulturellen Empowerments für die Gesundheitsförderung entwickelt (vgl. Forkel 2017 und 2021).
Im Beitrag werden die empirischen Ergebnisse und die Einsichten in den regionalen Wandlungsprozess des aktuellen Forschungsprojektes GENIUS vorgestellt und im Zeitverlauf diskutiert. Neben der sozialwissenschaftlichen Beobachtung und Befragung wurden im Zuge der Corona-Krise auch digitale Instrumente der Bürgerbeteiligung und des Bürgerdialoges umgesetzt. In einem Online-Dialog waren alle BürgerInnen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte eingeladen, Angebote und Bedürfnisse einzutragen.
Im Zentrum der Forschungen stand die detaillierte Analyse von sozialen und gesundheitsbezogenen Netzwerken in vier Dörfern, welche die Polarisierungen der sozialen Beziehungen vor allem zwischen den Generationen mit Langzeit-Feldbeobachtungen erfassen konnte. Gemeindewerkstätten als Instrument der kommunalen Gesundheitsförderung (vgl. Forkel 2019b) konnten in Anlehnung an das Modell LETHE auf der kollektiven Ebene moderieren. Ein Internet-Portal zur Vermittlung von Informationen als "Digitales Dorfgemeindezentrum" wurde so konzipiert, dass neben den alltäglichen Erfordernissen in den Gemeinden, Angebote der Gesundheitsförderung und -Bildung dezentral und gemeindenah zur Verfügung gestellt werden können. Es wird mit diesem Entwurf der Gedanke verbunden, dass eine Integration von Gesundheit, kulturellen und sozialen Beziehungen in den Gemeinden kommunal verankert sein muss, um alle BürgerInnen zu erreichen.

Health in Greenspace-Policies

Yannick Strasmann | Ruhr University Bochum

Hintergrund/Fragestellung
Grünraume sind als Anpassungsinstrument an den Klimawandel sowie für die Biodiversität hoch relevant, bieten dabei aber auch ein breites Set an gesundheitsrelevanten Ökosystemleistungen. Grüne Infrastruktur sollte damit ein elementares Thema für einen gelebten Health in all Policies-Ansatz sein. Der Beitrag schaut darauf, wieweit deutsche Kommunen ihre Grünräume als salutogene Gesundheitsressourcen und Instrumente zur Schaffung von Umweltgerechtigkeit verstehen und entwickeln.

Projektbeschreibung/Methode
Unter der Annahme, dass Grünflächenämter die übergeordneten Debatten um Stadtgrün verfolgen und deren Stellenwert in ihren eigenen Kommunen beobachten (gegebenenfalls sogar aktiv vorantreiben), wurden Mitarbeitende ebendieser Verwaltungseinheiten in Großstädten und größeren Mittelstädten (ab 50.000 Einwohnern) befragt, sowie einschlägige Projekte in den Blick genommen.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Kaum ein Grünflächenamt gibt an, Kontakt zu Akteur*innen der Gesundheitsdienste oder -wissenschaften zu pflegen. Andererseits wären Synergien einer Zusammenarbeit klar erkennbar und ein wichtiger Schritt für sozial-sensitive Gesundheitsförderung. Dies gilt auch für kleinere Nicht-Uni-Städte, die mehr als bisher mitberücksichtigt werden sollten.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Den HiAP-Gedanken verstärkt in der Grünraumverwaltung zu etablieren, ist nicht nur naheliegend, sondern auch absehbar eine win-win-Situation für Stadtgrün und -gesundheit. Durch gezielte Kommunikation und Wissensaustausch ließen sich Potentiale abschöpfen, ohne dass dies eine weitere große Belastung der knappen Kapazitäten in den Kommunen bedeuten muss.

13:15 - 14:45

Substanzkonsum in gravierend-komplexen Lebenslagen

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten I

In Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe steigt die Anzahl junger Menschen, hauptsächlich Care Leaver nach Entlassung (meist Abbrüche) aus stationären Jugendhilfe-Settings. Signifikant ist die hohe Vulnerabilität der Zielgruppe in Form vielfältiger Störungsbilder, im Besonderen die symptomatische Funktion ihres riskanten Substanzgebrauchs mit Delinquenzbelastung. Robert Frietsch, Dirk Holbach und Corinna Leißling präsentieren erste Forschungsergebnisse des BMBF-Modellprojekts „Care Leaver“, fachliche Konsequenzen sowie das projekteigene „Coaching to Go“-Training zur Ressourcenaktivierung und Resilienzförderung bei Jugendlichen in spezifischen Problem- /Entwicklungslagen.

Suchtkranke Wohnungslose sind von multiplen Inklusionsschwierigkeiten betroffen: Psychische, soziale und justizielle Beeinträchtigungen verstärken sich in ihrer exkludierenden Wirkung wechselseitig. Meist gelingt den Betroffenen die Nutzung des Suchthilfesystems nicht. Doch erst der Zugang und die Inanspruchnahme (sucht-)medizinischer Hilfen schaffen die entscheidenden Voraussetzungen für die Realisierung von sozialer Teilhabe. Im Beitrag „Teilhabebarrieren ‚Sucht‘ und ‚psychische Erkrankung‘ in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen überwinden“ wird aufgezeigt wie Suchthilfe für diesen Personenkreis gelingen kann. Und welche Rolle dabei eine Suchtklinik spielt, die garantieren kann, ihre Rehabilitanden nach medizinischer und sozialer Rehabilitation nicht mehr in die Wohnungslosigkeit zu entlassen.

Eine dramatische Konsequenz riskanten Substanzgebrauchs stellen Überdosierungen dar. In Deutschland machen heroinbezogene Überdosierungen den Hauptanteil aller Todesfälle durch illegale Substanzen aus. Im abschließenden Beitrag stellt Sven Schneider zusammen mit KoreferentInnen eine bundesweite Studie zu vulnerablen Gruppen, Settings und Risikofaktoren vor, die auf Fallbeschreibungen letaler und nicht letaler Heroinüberdosierungen basiert.

Die symptomatische Funktion des riskanten Substanzgebrauchs bei Care Leavern -Fachliche Konsequenzen?!

Prof. Dr. Robert Frietsch | IFW Hochschule Koblenz

Die symptomatische Funktion des riskanten Substanzgebrauchs bei Care Leavern
-Fachliche Konsequenzen
Hintergrund
Aktuelle Studien belegen die Zunahme junger Menschen in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe insb. s.g. Care Leaver nach Entlassung (meist Abbrüche) aus der stat. Jugendhilfe.
Projektbeschreibung
Die Analysen des BMBF-Forschungsprojekts Care Leaver belegen die hohe Vulnerabilität in Form vielfältiger Störungsbilder. Signifikant ist die symptomatische Funktion von riskantem Substanzgebrauch mit Delinquenzbelastung. Neben traumatischen Erfahrungen im Elternhaus, Gewalterfahrungen und Schulabbrüchen haben diese Jugendlichen vielfältige Abbruchszenarien in der stat. Jugendhilfe erlebt. Weiter weisen sie verfestigte Bindungsstörungen, unbewältigte Entwicklungsaufgaben und Verhaltensstörungen auf.
Ergebnisse
Im Rahmen des BMBF-Modellprojekts wurde u.a. das Trainingsprogramm: Coaching to Go entwickelt, damit die gefährdeten Jugendlichen Bewältigungskompetenzen und positive Lebensperspektiven entwickeln können. Damit werden inadäquate Problemlösungsstrategien (u.a. riskanter Substanzgebrauch wie Cannabis-Abusus) unterbrochen/vermieden.
Diskussion
Es gilt eine fachlich nachhaltigere Jugendhilfe zu konzipieren und umzusetzen, indem valide Erhebungsinstrumente zur Früherkennung von Störungsbildern eingesetzt und verstärkt Konzepte der Ressourcenaktivierung und Resilienzförderung auf Basis der Salutogenese angeboten werden. Erforderlich ist, ein Fachkräfte-Assessment mit allen Beteiligten, den daraus resultierenden Gesamt-Hilfeplan gemäß KJSG umzusetzen/ zu evaluieren, um das Ziel einer Salutogenetischen Lebensorientierung und gesellschaftliche Teilhabe zu erreichen.

Teilhabebarrieren ‚Sucht‘ und ‚psychische Erkrankung‘ in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen überwinden

Joachim J. Jösch | Fachkrankenhaus Vielbach

Hintergrund/Fragestellung
Sucht- und psychisch kranke Wohnungslose leiden unter multiplen sozialen Problemen. Langzeitarbeitslosigkeit, fehlende familiäre Netze, Überschuldung und justizielle Schwierigkeiten kumulieren zu einer Spirale der Exklusion.
Der Zugang zum allgemeinen Wohnungs- und Arbeitsmarkt bleibt ihnen faktisch verwehrt. Hohe Mortalität ist die Folge.
Meist gelingt Betroffenen die Nutzung des Suchthilfesystems nicht. Doch erst der Zugang zu (sucht-)medizinischen Hilfen ermöglicht die Realisierung von Teilhabe.

Projektbeschreibung/Methode
Die Teilhabe abhängigkeitskranker Wohnungsloser ist Auftrag und Ziel des Sucht-Hilfe-Zentrums Vielbach.
Beispielhaft wird aufgezeigt, wie hier mittels nonkonformer therapeutischer Interventionen und Hilfen sowie mit einem natur- und tierbasierten, gendersensiblen Therapieansatz entwurzelten Patienten erfolgreich der Weg zu einem Neuanfang bereitet wird. Bundesweit einmalig: die Garantie, am Ende der medizinischen und sozialen Rehabilitation nicht mehr in die Wohnungslosigkeit entlassen zu werden.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Den Suchtmittelkonsum von wohnungslosen, chronisch Suchtkranken zu akzeptieren, ohne entsprechend zu helfen bedeutete „betreute Elendsverwaltung“. Die gravierende Beeinträchtigung von Teilhabe, Gesundheit und Lebensdauer der Betroffenen gebietet ein konzertiertes Handeln aller Helfer*innen um Zugangsbarrieren zum Sucht-Hilfesystem nachhaltig abzubauen.
Der Vielbacher „Teilhabe-Initiative für abhängigkeitskranke Wohnungslose“ ist es für Rheinland-Pfalz gelungen, Politik, Wissenschaft, Sucht- und Wohnungslosenhilfe für ein gemeinsames Engagement gegen Ausgrenzung zu gewinnen.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Helfer*innen sollten Suchtkranken Hilfe so anbieten, wie sie es sich wünschten, wären sie selbst Betroffene.

Letale und nichtletale Überdosierungen von Heroin – Risikosettings und lebensweltsensible Prävention

Prof. Dr. Sven Schneider | Universität Heidelberg

Hintergrund: Im gesamten Konsumgeschehen stellen hierzulande heroinbezogene Überdosierungen mit rund einem Drittel den Hauptanteil aller Todesfälle durch illegale Substanzen dar. Weltweit erstmals wurden deswegen kontextuelle Rahmenbedingungen von Heroinintoxikationen auf Basis von clusteranalytisch ausgewerteten Fallbeschreibungen auf Auffälligkeiten und Muster untersucht.
Methode: Bundesweit wurden im Jahr 2019 Fallbeschreibungen letaler und nicht-letaler Heroinintoxikationen gesammelt und ausgewertet. Dazu wurden sozialpädagogische (SozialarbeiterInnen, StreetworkerInnen usw.) und medizinische (Ärzte, Rettungspersonal usw.) Fachpersonen gebeten, den letzten selbst erlebten Fall ausführlich zu beschreiben. Die insgesamt 100 Fallbeschreibungen stammten aus 36 Einrichtungen (Arztpraxen, Fachambulanzen, Substitutionsambulanzen, Notdienste, Drogenkonsumräume) aus 23 Städten.
Ergebnisse: Die Heroinintoxikationen ereigneten sich im Durchschnitt nach 14 Jahren der Drogenabhängigkeit und in jedem dritten Fall nach einer vorherigen Abstinenz oder Reduktion. Dabei wurde in der Regel Beikonsum von Alkohol, illegalen Drogen oder Medikamenten berichtet. Die Fallbeschreibungen lassen sich in 5 typische Risiko-Cluster gruppieren. Dabei fiel u.a. auf, dass abendliche oder nächtliche Heroinintoxikationen und solche weiblicher Konsumenten signifikant häufiger tödlich endeten.
Lessons Learned: Künftige Präventionsansätze sollten deutlich stärker den Kontext, also typische Risikokonstellationen innerhalb des meist mehrfach von Benachteiligung und Deprivation betroffenen Kollektives der HeroinkonsumentInnen im Blick behalten. Die CaRe-Studie verdeutlicht zudem den Nutzen von Drogenkonsumräumen.

13:15 - 14:45

„Generation Corona“? Gesundheitliche Ungleichheit in jungen Lebensjahren - Bilanz nach drei Jahren COVID-19-Pandemie (Health Inequalities)

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten II

Hintergrund/Fragestellung
Für die Entwicklung von jungen Menschen stellte die Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen, wie Schulschließungen, Distanzunterricht und Lockdowns eine besondere Herausforderung dar. Sozial benachteiligte und Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Versorgungsbedarf waren von den Folgen der Pandemie besonders betroffen und zeigten ein erhöhtes Ausmaß an (psychischen) Belastungen und geringeren Ressourcen der neuen Lernsituation adäquat zu begegnen.

Projektbeschreibung/Methode
In dem Fachforum wollen wir mit ausgewiesenen Expert:innen nach drei Corona Jahren Bilanz ziehen und die bestehende Datenlage zu gesundheitlichen und entwicklungsbezogenen Ungleichheiten im Kindes- und Jugendalter zusammentragen. Leitend sind dabei die Fragen, 1) welches die strukturellen Ungleichheiten sind, die soziale und gesundheitliche Ungleichheiten in dieser Zeit verstärken als auch 2) wie insbesondere sozial benachteiligte junge Menschen am besten unterstützt werden können.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Viele der bisherigen Maßnahmen beziehen sich auf den Bereich Bildung (z.B. Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche"). Es sind aber weit mehr Lebensbereiche von Entwicklungsrückständen betroffen: z.B. Freundesbeziehungen und sozialer Zusammenhalt, Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen oder auch psychische und physische Belastungen während der Corona-Pandemie. Wie können die Chancen auf Gesundheit und gesunde Entwicklung von jungen Menschen verbessert werden, insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche?

Die Pandemie - eine empfindliche Störung in der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben: wird es eine Generation Corona geben?

Prof. Dr. Klaus Hurrelmann | Hertie School - University of Governance

Es werden Befunde zur Gesundheitsbelastung von Heranwachsenden während der Corona Pandemie gebündelt und in das sozialisationstheoretische Modell der produktiven Realitätsverarbeitung eingeordnet, das mit dem Konzept der Entwicklungsaufgaben arbeitet. Es zeigt sich, dass alle wichtigen Entwicklungsaufgaben betroffen sind. Bei etwa 1/3 führt die unzureichende Bewältigung dieser zu Gesundheitsbeeinträchtigungen. Es wird diskutiert, wie Unterstützungen für die Betroffenen organisiert werden können.

Die COVID-19 Pandemie und gesundheitliche Ungleichheiten bei Kindern

Dr. Simone Weyers | Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinik Düsseldorf

Der Beitrag zeigt die gesundheitlichen Konsequenzen der Pandemie bei Kindern auf und nimmt dabei eine sozial-differentielle Perspektive ein. Erstens wird Evidenz zu materiellen,
psychosozialen und verhaltensbezogenen Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit berichtet. Zweitens werden Studien aufgeführt, welche zentrale Maße der kindlichen
Entwicklung (Sprache, Motorik, psychische Gesundheit, Gewicht) im Verlauf der Pandemie
beobachtet wurden. Im Verlauf der Pandemie haben vulnerable Kinder in den meisten
berichteten Studien eine höhere Krankheitslast als ihre besser gestellten Altersgenossen.

Soziale Ungleichheit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland - Ergebnisse des Präventionsradars

Prof. Dr. Reiner Hanewinkel | Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord

Zusammenhang von sozialen Determinanten und psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie

Miriam Blume | Robert Koch-Institut

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wurde durch die COVID-19-Pandemie stark beeinflusst. Die Analysen basieren auf Elternangaben zur psychischen Gesundheit ihrer Kinder, die im Rahmen der Studie „Kindergesundheit in Deutschland aktuell“ (KIDA) von 02/2022 bis 01/2023 vom Robert-Koch Institut erhoben wurden. Erste Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und der elterlichen Bildung bzw. dem Partnerstatus der Eltern.

13:15 - 14:45

Gesundheit in der Kommune planen – integriert und kooperativ – Fachforum II der AG Gesundheitsfördernde Gemeinde- und Stadtentwicklung (AGGSE)

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten III

1. Hintergrund:
Welche Rolle spielen gesundheitliche Belange in kommunalen Planungen? Ist Gesundheit in der Kommune planbar? Und wenn ja: Wer plant wie und mit wem? Die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, zu erhalten und zu fördern ist eine wesentliche Aufgabe der Gesundheitsbehörden. Aber auch weitere Akteure und Fachämter der Kommune beeinflussen z.B. mit ihren räumlichen Planungen die Gesundheit der Bewohner- und Bürger:innen. Wie können die gesundheitlichen Belange in kommunalen Planungen ausreichend berücksichtigt werden? Wie gelingt eine Kooperation der Planenden mit den Akteuren aus dem Gesundheitssektor unter Einbeziehung der Bürger:innen? Im Fachforum soll der Frage nachgegangen werden, wie die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden in kommunalen Planungen gestärkt werden kann. Außerdem wird beleuchtet, wie gesundheitsfördernde Quartiersentwicklung mit verschiedenen Akteuren und Bürger:innen gestaltet werden kann. Dabei soll ein besonderer Blick auf vulnerable Bevölkerungsgruppen und die Schaffung gesundheitlicher Chancengleichheit geworfen werden. Zwei Praxisbeispiele aus München und Frankfurt gewähren Einblicke in ihre Vorgehensweise.

2. Methode:
Im Fachforum folgen nach Präsentation einer Handreichung für Kommunen zu kooperativen Planungsprozessen zur Stärkung gesundheitlicher Belange zwei Praxisberichte zur kommunalen Gesundheitsförderung aus Frankfurt und München. Im Anschluss werden im Plenum die Inhalte diskutiert.

3. Ergebnisse:
Gesundheitliche Belange werden in kommunalen Planungen bisher nicht ausreichend berücksichtigt, da unter anderem die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden, weiterer Fachämter und der Einbezug der Bürger:innen mangelhaft ist. Praxishilfen und gute Beispiele aus der Praxis zeigen Wege auf, wie dies verbessert werden kann.

4. Diskussionsbeitrag:
Eine Stärkung kooperativer und integrierter Planungsverfahren, die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden und weiterer Akteure und die Einbeziehung der Bürger:innen können einen Beitrag zur gesundheitsfördernden Stadtentwicklung und zur Schaffung gesundheitlicher Chancengleichheit leisten.

Kooperative Planungsprozesse zur Stärkung gesundheitlicher Belange – eine Handreichung für Kommunen

Thomas Preuß | Deutsches Institut für Urbanistik

Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) eine Handreichung erarbeitet, die insbesondere die Gesundheitsbehörden bei der aktiven Mitwirkung bei Planungen auf kommunaler Ebene unterstützen soll. Ziel ist, die Qualitätsstandards der Planungspraxis im Hinblick auf die Berücksichtigung gesundheitlicher Belange zu verbessern.

Praxisbeispiel München-Freiham: Präventionskette Freiham „Gesundheit von Anfang an mitdenken und planen im neuen Stadtteil“

Stephan Voß | IBE, Pettenkofer School of Public Health, LMU München
Christian Herrig | Netzwerkmanagement der Präventionskette Freiham, MAGs – München Aktiv für Gesundheit e.V.

In der bayerischen Landeshauptstadt München entsteht derzeit mit Freiham ein neuer Stadtteil. Gleichzeitig bauen drei städtische Referate (Gesundheitsreferat, Referat für Bildung und Sport sowie Sozialreferat) eine Präventionskette im neuen Stadtteil auf. Das Alleinstellungsmerkmal der Präventionskette Freiham ist, dass sich bundesweit zum ersten Mal der Aufbau der Vernetzungsstrukturen vor und während des Bezugs des Quartiers vollzieht. Wissenschaftlich begleitet wird die Präventionskette Freiham durch die LMU im Rahmen einer Prozess- und einer Ergebnisevaluation.

Praxisbeispiel Frankfurt („Gut geht’s“): Stadtweite Vernetzung und Kooperation zwischen gesundheitsrelevanten Akteuren stärken

Silja Polzin | Gesundheitsamt Frankfurt am Main, Koordinierungsstelle GUT GEHT’S
Claudia Ostermann | Gesundheitsamt Frankfurt am Main, Koordinierungsstelle GUT GEHT’S

GUT GEHT’S hat zum Ziel, die Gesundheit aller Bürger:innen in Frankfurt am Main zu erhalten, zu verbessern und zu fördern sowie Krankheit zu verhüten. Dafür arbeiten verschiedene Frankfurter Institutionen und Akteure zusammen Gesundheitsförderung ist dabei eine Querschnittsaufgabe, die eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit der städtischen Ämter mit allen gesundheitsrelevanten Akteuren, Institutionen und Initiativen außerhalb der Stadtverwaltung erfordert. Diese Aufgabe benötigt einerseits strukturelle Maßnahmen und andererseits zielgruppenbezogene Angebote. Es wird ein Film zur letzten Stadtteilgesundheitskonferenz gezeigt, der die aktive Beteiligung der Bürger:innen, Initiativen und Akteure deutlich macht. Erfahrungen aus Stadtgesundheitskonferenzen in der fünfjährigen Projektlaufzeit und Konsequenzen für die Nachhaltigkeit des Projekts und künftige Stadtgesundheitskonferenzen werden vorgestellt.

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool Mentimeter der schwedischen Firma Mentimeter AB, Tulegatan 11, SE-113 86 Stockholm, Schweden genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://www.mentimeter.com/privacy. Die Teilnahme ist freiwillig.

13:15 - 14:45

Gefragt getan? Gesundheitsförderung von der Bedarfserhebung zur Verstetigung vor Ort

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten IV

Anhand von vier Beispielen sollen die Prozesse der Bedarfserhebung sowie der Umsetzung und der Verstetigung gesundheitsförderlicher Angebote veranschaulicht werden.

Ausgehend von ersten Zwischenergebnissen und der Auswertung des partizipativen Prozesses der Fragebogenerstellung der Community Health Survey Veddel, werden Chancen und Herausforderungen einer partizipativ gestalteten quantitativen Fragebogenerhebung als Tool eines modernen Public Health Practitioning in Deutschland diskutiert.

Der 2019 durchgeführte Stadtteil-Gesundheits-Survey erfasst gesundheitliche und soziale Problemlagen und Ressourcen im Einzugsgebiet des Geko Stadtteil-Gesundheits-Zentrum in Berlin-Neukölln. Ausgewählte Ergebnisse veranschaulichen, wie die Bedarfe durch das Stadtteil-Gesundheits-Zentrum adressiert werden können.

Die LH München hat mit „München – gesund vor Ort“ über das PrävG ein Modell entwickelt, das einen dauerhaften Planungs-, Umsetzungs- und Mittelakquiseprozess ermöglicht. Kernstück ist das Stadtteilgesundheitsmanagement in ausgewählten Stadtbezirken, welches basierend auf eigens erhobenen, qualitativen kleinräumigen Daten gemeinsam mit lokalen Akteur*innen Projekte zur Gesundheitsförderung initiiert, erprobt und in der Kommune verstetigt.

Die Verstetigung erfolgt u.a. in GesundheitsTreffs in ausgewählten Münchner Stadtteilen. Diese vom ÖGD getragenen Außenstellen des Gesundheitsreferats sind für alle Bürger*innen geöffnet und durch die räumliche und fachliche Zusammenlegung der Dienste des ÖGD und die Integration der Angebote von externen Kooperationspartner*innen niedrigschwellige Dreh- und Angelpunkte zu gesundheitlichen Fragestellungen vor Ort.

Community Health Survey Veddel

Jonas Fiedler  | Poliklinik Veddel | Germany
Anna Köster-Eiserfunke | Poliklinik Veddel | Germany

Hintergrund:
In Deutschland besteht ein Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den reichsten und ärmsten Bevölkerungsgruppen von etwa 10 Jahren. Solche Unterschiede bestehen auch für die Mehrheit chronischer Erkrankungen. Diese Ungleichheiten finden ihre Ursache zum größten Teil in der Gesellschaft, den sozialen Determinanten von Gesundheit. Obwohl Daten über die Ursachen auf lokaler Ebene wertvoll für die Steuerung von Maßnahmen in Bereichen der Gesundheitsförderung sind, sind sie in der Regel nur selten verfügbar. Insbesondere für multidiverse Quartiere wie dem Stadtteil Veddel in Hamburg braucht es aussagekräftige Daten um den Ursachen der gesundheitlichen Ungleichheit passgenauer begegnen zu können.

Methode:
Mit dem Community Health Survey „Leben und Gesundheit auf der Veddel“ soll diese Lücke mit einer kleinräumigen Erhebung eines breiten Spektrums sozialer Gesundheitsfaktoren geschlossen und darüber hinaus ein innovatives und partizipativen Forschungsdesign erprobt werden. Orientiert an dem Chicagoer Sinai-Modell werden die Bewohner*innen der Veddel über ein Community Advisory Committee während der gesamten Erhebung einbezogen. Der Survey verbindet Community Wissen mit einer intersektionalitätssensibilisierten Sozialepidemiologie in einem partizipativen Forschungsdesign.

Ergebnisse:
Ausgehend von ersten Zwischenergebnissen und einer Auswertung des partizipativen Prozesses der Fragebogenerstellung, werden die Chancen und Herausforderungen einer partizipativ gestalteten quantitativen Fragebogenerhebung als Tool eines modernen Public Health Practitioning in Deutschland diskutiert.

Gesund im Kiez – Ergebnisse einer Stadtteilbefragung in Nord-Neukölln

Franziska Paul | Gesundheitskollektiv Berlin e.V.
Maike Grube
Charlotte Kugler | Gesundheitskollektiv Berlin e.V.

 

Hintergrund/Fragestellung:
Im "Geko Stadtteil-Gesundheits-Zentrum" in Neukölln sollen soziale Determinanten von Gesundheit durch eine interprofessionelle Versorgung adressiert werden. Zur Bedarfsermittlung wurden Daten zu Gesundheitszustand, Versorgungssituation und gesundheitsrelevanten sozialen Problemen und Bedarfen im Stadtteil erhoben.

Projektbeschreibung/Methode:
2019 wurde eine quantitative Befragung in den Sozialräumen Flughafenstraße und Rollbergsiedlung durchgeführt. Der Fragebogen wurde mit Akteuren im Kiez partizipativ entwickelt. 2.161 Haushalte wurden im Zufallsverfahren kontaktiert. 347 Personen konnten mittels mündlicher Interviews oder schriftlicher Fragebögen mehrsprachig befragt werden.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
238 (69%) der Befragten schätzten ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Personen mit geringerem Bildungsstand und niedrigerem Einkommen berichteten häufiger von schlechter Gesundheit. Sozial benachteiligte und von Diskriminierung betroffene Menschen bewerteten die Patientenorientierung des Gesundheitssystems (Health System Responsiveness) schlechter. Als stadtteilspezifischer Faktor wurde u.a. die Wohnsituation untersucht: 67% der Befragten empfanden ihre Wohnsituation als belastend; 52% hatten Angst, ihre Wohnung zu verlieren.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Sozial benachteiligte Menschen sind häufiger stärker belastet und gleichzeitig schlechter versorgt. Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit einer engen Verzahnung von gesundheitlicher und psychosozialer Versorgung im untersuchten Gebiet. Auf Quartiers-Ebene ist v.a. die Frage nach Wohnen als sozialer Determinante von Gesundheit interessant für weitere Untersuchungen.

„München - gesund vor Ort“: Ergebnisse, Erfolge, Empfehlungen

Dr. Verena Lindacher | Gesundheitsreferat, Landeshauptstadt München
Christina Schub | Gesundheitsreferat, Landeshauptstadt München

Hintergrund
„München – gesund vor Ort“, das erste Münchner Großprojekt zur Gesundheitsförderung in vier Stadtteilen, gefördert aus Mitteln des PrävG, endet nach fünfjähriger Laufzeit im Juli 2023.
Projektbeschreibung
Mit „München – gesund vor Ort“ konnte ein Modell entwickelt werden, das nun beim Aufbau von Folgeprojekten zur Verfügung steht und einen dauerhaften Planungs- und Mittelakquiseprozess ermöglicht. Kernstück von „München – gesund vor Ort“ ist der Einsatz eines Stadtteilgesundheitsmanagements: Auf Grundlage eigens erhobener, qualitativer kleinräumiger Daten, werden in Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen Mikroprojekte und zielgruppenspezifische Schwerpunktprogramme zur Gesundheitsförderung und Prävention initiiert, erprobt und verstetigt. Lokale und stadtweite Vernetzungsstrukturen sind aufzubauen.
Ergebnisse
Die Evaluation beschreibt u.a., dass das Gesundheitsmanagement vielfach Dreh- und Angelpunkt für das Thema „Gesundheit“ in den (lokalen) Gremien, aber auch innerhalb des Münchner Gesundheitsreferates ist. Der fachkräftebezogene Mehrwert des Strukturelements „dezentrales Gesundheitsmanagement“ wurde u.a. in der Online-Befragung lokaler Akteur*innen deutlich (in den Dimensionen Sensibilisierung, Kompetenzen, Netzwerkgestaltung und Maßnahmenentwicklung).
Lessons Learned
Der erprobte Ansatz mit dem Dreiklang „dezentrales Gesundheitsmanagement als Dienstleister“, „Mikroprojekte“ und „zielgruppenspezifische Schwerpunktprogramme“ hat sich bewährt und wird in den Modellregionen in der Regel positiv bewertet. Das konzeptionelle und praktische Vorgehen weist deutlich über die bisher im Rahmen der stadtteilorientierten Gesundheitsförderung etablierten Ansätze hinaus.

„GesundheitsTreffs“ – stadtteilorientierte kommunale Gesundheitsvorsorge in München

Annette Gröger | Gesundheitsreferat, Landeshauptstadt München

Hintergrund/Fragestellung
Die GesundheitsTreffs sind in Münchner Stadtteilen mit großen gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen wichtige Anlaufstellen für alle Bürger*innen“. Als Außenstellen des Gesundheitsreferat der LH München sind sie getragen durch den ÖGD. Sie verknüpfen den medizinischen Sektor im Stadtteil mit den Angeboten im sozialen Bereich. Ergänzt werden die GesundheitsTreffs durch weitere Dienste der kommunalen Gesundheitsvorsorge des Gesundheitsreferats und Außensprechstunden externer Kooperationpartner*innen wie z.B. Hebammensprechstunden, Patient*innenberatung, muttersprachliche Beratung für Migrant*innen bei Fragen zur gesundheitlichen Versorgung und Prävention.

Projektbeschreibung/Methode
Die Auswahl der Schwerpunktgebiete und Standorte für die Außenstellen orientiert an zwei Indikatoren: Bestehende Stadtgebiete mit hohen sozialen Herausforderungen oder neue Stadtgebiete mit hohem Anteil an sozial gefördertem Wohnungsbau und in denen gleichzeitig eine ungünstige Versorgung mit Haus- und/oder Kinderarztpraxen besteht oder prognostiziert wird.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Durch die räumliche und fachliche Zusammenlegung der Dienste des Gesundheitsreferats mit einem GesundheitsTreff an einem Ort und die Integration der Angebote von Kooperationspartner*innen, sind GesundheitsTreffs Dreh- und Angelpunkte zu gesundheitlichen Fragestellungen in den Stadtteilen.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Mit einem subsidiären Angebot, z.B. ärztliche Sprechstunden können die GesundheitsTreffs einen wichtigen Beitrag zur Entlastung niedergelassener Ärzt*innen im Stadtviertel leisten. Das subsidiäre ärztliche Angebot wird durch sozial - und gesundheitspädagogische Maßnahmen ergänzt. Damit erfüllt der ÖGD eine wichtige kooperative und koordinierende Rolle in diesen Bereichen.

13:15 - 14:45

Vielfalt unter Studierenden – Wie kann die soziale Lage im Studentischen Gesundheitsmanagement aufgegriffen werden?

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten V

Hintergrund:
Der Einfluss von sozialen Dimensionen auf Gesundheit wurde vielfach in Studien belegt und zeigt, dass Menschen mit einem niedrigen sozial-ökonomischen Status eine geringe Lebenserwartung aufweisen und häufiger von Krankheit betroffen sind. Auch die Gruppe der Studierenden ist vielfältig und die gesundheitlichen Chancen sind ungleich verteilt. Neuere Studien greifen die sozialen Unterschiede in der Studierendenschaft auf und zeigen, dass Faktoren, wie z. B. Studienfinanzierung oder subjektiver Sozialstatus, das Gesundheitsverhalten beeinflussen. Doch wie steht es konkret um die soziale Lage der Studierenden? Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit? Wie hat sich die soziale Situation während der Corona-Krise verändert? Welche Implikationen haben soziale Dimensionen für das Studentische Gesundheitsmanagement an Hochschulen?

Methode:
In dem Fachforum werden in zwei wissenschaftlichen Beiträgen, aktuelle Erkenntnisse zur sozialen Lage der Studierenden und deren Einfluss auf gesundheitsrelevante Faktoren sowie die gesundheitliche Chancengleichheit präsentiert. In der anschließenden Diskussion soll gemeinsam erörtert werden, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für das Studentische Gesundheitsmanagement haben.

Schlussfolgerung:
Die Betrachtung von sozialen Dimensionen ist auch im Studentischen Gesundheitsmanagement relevant und bietet die Möglichkeit, spezifische Angebote und Maßnahmen zur Stärkung der gesundheitlichen Chancengleichheit in der Hochschule zu gestalten.

Diskussionsbeitrag:
Das Fachforum gibt den Zuhörer*innen einen Einblick in die soziale Lage von Studierenden und Anregungen für die konzeptionelle (Weiter-)Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanagements.

Soziale Lage von Studierenden

Daryoush Danaii | freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.

Ein Überblick zur sozialen und wirtschaftlichen Lage von Studierenden in Deutschland. Aktuelle, bundesweite Studienergebnisse (über 7.500 Teilnehmende) werden vorgestellt und es wird unter anderem auf Daten zur Studienfinanzierung (Erwerbstätigkeit, BAföG-Bezug, etc.), zur Bildungsherkunft und zur Diversität der Studierenden eingegangen. Dabei geht es auch um die Frage wieso 30% der Studierenden in Deutschland in Armut leben.

Sozialbedingte Ungleichheiten von Gesundheit und Gesundheitsverhalten bei Studierenden

Prof. Dr. phil. Katharina Diehl | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Studierende werden häufig als homogene Gruppe wahrgenommen – insbesondere mit Blick auf den sozioökonomischen Status. Aus der Allgemeinbevölkerung weiß man, dass der sozioökonomische Status eng mit der individuellen Gesundheit verknüpft ist. Man spricht von gesundheitlicher Ungleichheit. Daten der NuPhA-Study zeigen, dass auch unter Studierenden gesundheitliche Ungleichheit existiert. Dies bedeutet, dass eine differenziertere Betrachtung Studierender in Forschung und Prävention notwendig ist.

13:15 - 14:45

Gesundheitsförderung und Prävention als Ziel der großen Transformation – was es jetzt braucht

H3 Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen
Planetare Gesundheit ist das Ziel von Gesundheit und Wohlbefinden aller heutigen und zukünftigen Generationen innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde und auf Basis eines umfassenden und gerechten sozialen Fundaments. Um die Treiber der multiplen ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit umfänglich und nachhaltig zu adressieren, ist tiefgreifender Wandel - eine ‚Große Transformation‘ - der Art und Weise wie wir menschliches Zusammenleben gestalten, dringend geboten. In diesem Workshop möchten wir gemeinsam mit Public Health-Akteur:innen aus Wissenschaft und Praxis erarbeiten, wie das Potenzial von Gesundheitsförderung und Prävention ausgeschöpft werden kann, um das Ziel planetarer Gesundheit zu erreichen. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf den folgenden Aspekten liegen:


- Potenzial von Aktivitäten der Gesundheitsförderung und Prävention für die ‚Große Transformation‘ durch co-benefits und win-win-Lösungen (gesundheitliche, soziale, ökologische Mehrgewinnstrategien)
- Verständnis von (primordialer) Prävention für planetare Gesundheit
- notwendige legale und finanzpolitische Veränderungen, um Lebensbedingungen lebensweltübergreifend gesundheitsförderlich und (primordial) präventiv (im planetaren Sinne, also unter Anstreben von co-benefits) zu gestalten

Gesundheitsförderung und Prävention für planetare Gesundheit, co-benefit-policies

Welche rechtlichen Hebel gibt es, um Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne der planetaren Gesundheit im deutschen Gesundheitssystem und politikfeldübergreifend zu stärken?

Welche finanziellen Anreize müssten gesetzt werden, um Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne der planetaren Gesundheit im deutschen Gesundheitssystem und politikfeldübergreifend zu stärken?

KliGES Projekt - Wie sehen Ansätze der klimagesunden Setting-Prävention aus?

13:15 - 14:45

Arbeiten mit Menschen mit Fluchthintergrund – professionell und ehrenamtlich

H4 Persönliche Kompetenzen

Hintergrund/Fragestellung:
Die letzten drei Jahre waren geprägt durch Krisen unterschiedlichster Art: Covid-19 und Maßnahmen zum Infektionsschutz, Personalmangel im Gesundheits- und Sozialwesen, Zuwanderung durch Kriege und Klimawandel. Die daraus resultierenden Herausforderungen für Klient*innen, Beschäftigte, Ehrenamtliche und Träger innerhalb der Volkssolidarität waren und sind erheblich. Von den Erfahrungen wollen wir berichten.

Projektbeschreibung/Methode:
Innerhalb der für die Volkssolidarität tragenden Säulen Pflege, Kindertagesbetreuung und Mitgliederarbeit mussten Einrichtungen insbesondere mit Blick auf die Zuwanderung durch Menschen mit Fluchthintergrund völlig neue Anforderungen in ihrer alltäglichen Arbeit bewältigen. Folge war die Erarbeitung individueller und situationsangepasster Lösungsansätze, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, diese zu beschäftigen oder zu versorgen. Insgesamt wurden die Träger auch vor die Herausforderung gestellt die eigenen organisatorischen Strukturen und auch die betriebliche Integration der eigenen Belegschaft anzupassen.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Im Rahmen eines Fachforums beschreiben die referierenden Personen aus drei Bundesländern an Praxisbeispielen ihre individuelle Problemsituation mit dem jeweiligen Schwerpunkt Pflege, Kita und Ehrenamt, teilen Strategien und geben Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit Menschen mit Fluchthintergrund. Sie beleuchten kritisch die aktuelle Situation und stellen politische Forderungen auf.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Im offenen Plenum beantworten wir Fragen, fordern die Teilnehmer*innen dazu auf, eigene Erfahrungen zu teilen und möchten zu bisher ungeklärten Sachverhalten diskutieren.

Pflegeversorgung für Menschen mit Fluchthintergrund in Deutschland

Jana Spieckermann | PARITÄTISCHES Seniorenwohnen gemeinnützige GmbH

Während des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine wurden viele pflegebedürftige Menschen evakuiert und von stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland aufgenommen. Pflegende stehen in der Versorgung vor großen Herausforderungen, für die sie im Alltag ganz pragmatische Lösungen finden. An einem Praxisbeispiel aus dem Paritätischen Seniorenwohnen Berlin wird die aktuelle Situation kritisch beleuchtet.

In der neuen Heimat angekommen

Manfred Evers | Volkssoldiarität Ratingen e. V.

Hilfe zur Selbsthilfe. Verbesserung der Deutschkenntnisse. Unterstützung bei der Arbeitsplatz- und Wohnungssuche, Hilfe bei Behördengängen. Mitarbeit der ehemaligen Geflüchteten in der politischen Interessenvertretung auf kommunaler Ebene (Integrationsrat der Stadt Ratingen). Selber aktiv werden in der ehrenamtlichen Arbeit. Was kann ich durch ehrenamtliches Engagement erreichen? Wie kann ich die Situation von Geflüchteten und Migranten verbessern? Wahrgenommen werden.

 

13:15 - 14:45

Kompetenzerwerb in Gesundheitsberufen: Quo Vadis Public Health? (DGPH)

H5 Gesundheitsdienste neu orientieren I

Hintergrund:
Kompetenzerwerb, Fragen nach adäquaten Qualifikationen stehen im Fokus des Theorie-Praxis-Transfers. Insbesondere ist die Übertragung von theoriegeleitetem, forschungsgenerierten Wissen in die komplexe, anwendungsbezogene Public-Health-Praxis eine große Herausforderung für die akademische Ausbildung – sowohl für Studierende und die Stakeholder aus der Praxis als auch für Lehrende, die einen erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfer anbahnen (sollen).

Ziel/Diskussion:
Das Fachsymposium des Fachbereichs Lehre der DGPH hat sich zum Ziel gesetzt, Kompetenzerwerb – u.a. vor dem Hintergrund der Digitalisierung, Internationalisierung und Interprofessionalisierung im Gesundheitswesen – voranzutreiben. Antworten auf die Frage, wie die Verzahnung neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit den aktuellen Bedarfen der Praxis gelingen kann, sind wichtige Wegweiser für die künftige Entwicklung und Gestaltung public-health-bezogener Studiengänge. Insofern wird der partizipative Austausch zwischen Lehrenden, Studierenden bzw. Absolventinnen und Absolventen und Stakeholder aus der Praxis fokussiert. Die Grundlagen der Diskussion stellen drei Impulsvorträge dar: Zunächst wird die Thematik der Interprofessionalität am Beispiel der Integration sozialwissenschaftlichen Theorien behandelt, danach werden Kompetenzen im internationalen Kontext erörtert und abschließend wird ein Einblick in den Theorie-Praxis-Übergang gegeben. Die Frage nach geforderten und geförderten Kompetenzen im Studium sowie Fort- und Weiterbildungsangeboten soll mit Teilnehmenden diskutiert werden.

Gesundheitsversorgung: „Aber wozu Theorie?“

Philipp Schäfer | Hochschule für Gesundheit Bochum

Das Projekt BASTI (Basisstudium Gesundheitswissenschaften) beschäftigt sich mit der Gestaltung eines interprofessionellen Basisstudiums in den Gesundheitsberufen. Basierend auf der These, dass Theoriefundierung Teil der Akademisierung darstellt, fokussiert ein Teilprojekt die Integration sozialwissenschaftlicher Theorien in die entsprechenden B.A.-Studiengängen. Ausgehend von unseren empirischen Ergebnissen, werden nun Theorien fokussiert, die die Wechselwirkung von Struktur und Subjekt verstehbar machen.

Kompetenzrahmen aus ASPHER-Perspektive: Ein Modell für Deutschland?

Prof. Dr. Joachim Kugler | Technische Universität Dresden

Ausgehend von einer BMBF-Förderung in den 90-iger Jahren haben sich Public-Health Studiengänge in D entwickelt. Die Association of Schools of Public Health in the European Region (ASPHER) hat 2020 unter Einbeziehung vieler Experten eine List of Core Competences for the Public Health Professionals herausgegeben. Hierbei werden nicht nur Fachkompetenzen, sondern auch Haltungen und Soft Skills beschrieben. Welche Implikationen ergeben sich für die Fortentwicklung von Public-Health-Studiengängen?

Von der “grauen Theorie” in die “bunte” Praxis - Worauf kommt es beim Transfer an?

Prof. Dr. Gabriele Buruck | FH Zwickau 
Dr. Miriam Philippi | Bildungsinstitut für Barmherzigen Brüder Trier

Welchen Blick haben Stakeholder aus der Praxis auf die Kompetenzen die Absolvent*innen in ihrem Public Health-Studium erworben haben? Die im Rahmen einer digitalen Gruppendiskussion mit Vertreter*innen von u.a. Krankenkassen, Verbänden und privatwirtschaftlichen Unternehmen gewonnenen Antworten werden diskutiert und es werden Strategien für die Lehre abgeleitet, die einen optimierten Theorie-Praxis-Transfer unterstützen.

14:45 - 15:00

Pause

15:00 - 16:00

Networking

Zentrale Veranstaltungen

Faciliated Networking

Mit unserem moderierten, kurzweiligen und klugen Netzwerk-Tool bringen wir Sie und Euch erstaunlich schnell in interessante kurze Gespräche miteinander – und auch wieder heraus.

Eine Konferenz ist schließlich auch und gerade für ungeplante Begegnungen gut. Für alle, die dabei keine Lust auf klassischen Small Talk haben. Und übrigens auch für alle, die sich für schüchtern halten: Herzlich willkommen!

Ob Ihr danach verbunden bleibt oder nicht? Ob es einen tollen Literaturtipp gibt, sich eine Zusammenarbeit ergibt oder Ihr Euch für die Konferenztage in Berlin am 21./22. März verabredet? Wer weiß?

Zusammen schaffen wir: Vernetzung und Kooperation für die Public Health Landschaft.

Bitte loggt Euch pünktlich ein, Danke!

Moderation: Cathy Narriman und Andrea Spormann (MfG Mit freundlichen Grüßen - Ein Projekt von Flipped Job Market)

16:00 - 16:15

Pause

16:15 - 17:45

Daten für Taten – Gesundheitsberichterstattung im Wandel

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik I

Die Gesundheitsberichterstattung (GBE) als elementarer Bestandteil von Public Health bietet eine Beschreibung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung, analysiert Problemlagen und weist auf Handlungsbedarfe hin. Neue Herausforderungen für die Gesundheitsberichterstattung des Bundes sind nicht nur die Corona-Pandemie und das Thema Klimawandel und Gesundheit, sondern auch Aspekte wie Veränderungen in den Kommunikations- und Informationsbedürfnissen in der Öffentlichkeit.
Das Fachforum zeigt aktuelle Themen und Entwicklungen des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut (RKI) und der Gesundheitsberichterstattung des Bundes auf. Der Schwerpunkt liegt zum einen auf den Aktivitäten im Themenbereich Umwelt, Klima und Gesundheit – hier ist u. a. ein neuer Sachstandsbericht in Arbeit. Zum anderen wird das Thema Frauengesundheit noch einmal beleuchtet, und zwar im Kontext der Kurzbroschüre, die in Ergänzung zum GBE-Frauengesundheitsbericht (2020) entwickelt wurde und die zusätzlich Ergebnisse zur Frauengesundheit in der Corona-Pandemie enthält. Als weiteres Thema wird der aktuelle Stand der Krankheitslastrechnung Burden of Disease dargestellt, einschließlich Dissemination und Visualisierungsmöglichkeiten. Abgerundet wird der Workshop durch die Vorstellung zur Entwicklung und Implementierung eines Health Information System (HIS) zu nicht-übertragbaren Erkrankungen und ihren Determinanten, in dem aktuelle Informationen, Berichte und weiterführende Angebote der GBE kontinuierlich adressatengerecht zur Verfügung stehen werden.

 

Umwelt, Klima und Gesundheit – die Aktivitäten der Gesundheitsberichterstattung

Dr. Martin Mlinaric | Robert Koch Institut (RKI) | Germany

Der fortschreitende Klimawandel wirkt sich direkt und indirekt auf die Gesundheit aus und stellt damit Public Health und den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gegenwärtig sowie zukünftig vor bevölkerungsmedizinische Herausforderungen. Um der Bedeutung des Themas zu entsprechen, wurde am Robert Koch-Institut (RKI) eine Geschäftsstelle für Klimawandel und Gesundheit eingerichtet, die die interdisziplinäre Arbeit abteilungs- und themenübergreifend koordiniert.

Zu den aktuellen Aufgaben der Gesundheitsberichterstattung (GBE) am RKI in diesem Themenbereich gehört unter anderem die Aktualisierung des Sachstandberichts zu Klimawandel und Gesundheit (2010), der Ende 2023 im Journal of Health Monitoring erscheinen wird. Er wird vom RKI in Kooperation mit ca. 30 nationalen Institutionen umgesetzt und umfasst aktuelle Erkenntnisse zu nicht-übertragbaren Krankheiten, Infektionskrankheiten, psychischer Gesundheit und sozialen Determinanten mit räumlichem Fokus auf Deutschland. Um gesundheitsgerechten Klimaschutz und Klimaanpassung vor Ort im kommunalen Setting zu gewährleisten, ist der Wissenstransfer dieser evidenzbasierten Ergebnisse von wesentlicher Bedeutung.
Leitfragen des Vortrags lauten: Welche Auswirkungen werden durch den Klimawandel in Bezug auf die Gesundheit erwartet? Wie kann die GBE am besten für Politik und Praxis (unter anderem im ÖGD) in Bezug auf Klimaschutz und -anpassung übersetzt und umgesetzt werden, und welche Kommunikationstools, wie etwa des Sachstandsberichts, können dafür nützlich sein?

 

Gesundheit der Frauen in Deutschland – Bericht und Broschüre

Dr. Anke-Christine Saß | Robert Koch-Institut (RKI) | Germany

Mehr als 35 Millionen erwachsene Frauen leben in Deutschland. Ende 2020 erschien der Frauengesundheitsbericht der GBE des Bundes mit Daten zu gesundheitlicher Lage, Gesundheitsverhalten und Gesundheitsversorgung von Frauen in Deutschland. Eine im Januar 2023 veröffentlichte Broschüre fasst die wichtigsten Ergebnisse des Berichts zusammen und bereitet sie neu auf. Bei einigen Themen wurden Daten aktualisiert; das Thema Frauen in der Corona-Pandemie erhielt mehr Raum. Bericht und Broschüre nutzen eine breite Datengrundlage und zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Gesundheit von Frauen und Männern („differences between“) sowie innerhalb der Gruppe der Frauen („differences within“) auf. Der Bericht besteht aus einem Überblicksteil und Fokuskapiteln zur Gesundheit im Lebensverlauf, zu bestimmten Gruppen von Frauen, z. B. Frauen mit Behinderungen, und speziellen Gesundheitsthemen, z. B. sexueller und reproduktiver Gesundheit. Das Konzept der Broschüre sieht Doppelseiten als „zentrale Einheit“ vor, mit Texten, Fotos und Illustrationen jeweils zu einem Gesundheitsthema.
Insgesamt sind die Gesundheit und die Versorgung für Frauen in Deutschland auf einem hohen Niveau. Die Chancen auf ein gesundes Leben sind jedoch ungleich verteilt; Geschlecht, Alter, Bildung, Berufstätigkeit, Einkommen, Familienform, Migrationshintergrund und viele weitere Aspekte spielen eine Rolle. Bericht und Broschüre liefern aktuelle Daten und Informationen für Politik, Wissenschaft und Praxis und geben Impulse für eine geschlechtergerechte Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung.

 
Die Krankheitslast in Deutschland und seinen Regionen – Finale Ergebnisse der BURDEN 2020-Studie

Michael Porst | Robert Koch-Institut | Germany

Seit 2018 arbeitet die GBE des Bundes am RKI an der Pilotierung einer Krankheitslaststudie für Deutschland. Konsortialpartner des Projekts BURDEN 2020 waren das Umweltbundesamt und das Wissenschaftliche Institut der AOK. Es wurden drei Indikatoren der Krankheitslast (Burden of Disease) berechnet. Während die Years of life lost due to death (YLL, Mortalität) für alle Krankheitslastursachen berechnet wurden, erfolgte die Schätzung der Years lived with disability (YLD, Morbidität) und damit auch der Kennzahl, die die Summe aus beiden abbildet Disability adjusted life years (DALY, Krankheitslast insgesamt) auf Basis einer Auswahl von 18 wichtigen Erkrankungen und Verletzungen. Ein besonderer Nutzen für die Gesundheitsberichterstattung und den ÖGD besteht darin, dass fast alle Ergebnisse bis auf Ebene der Raumordnungsregionen differenziert dargestellt werden. Die GBE bekommt dadurch kleinräumige Kennzahlen für eine verdichtete Darstellung von Informationen zum Krankheits- und Sterbegeschehen.

 
Entwicklung eines Health Information Systems für nicht-übertragbare Erkrankungen und ihre Determinanten

Dr. Lukas Reitzle | Robert Koch-Institut (RKI) | Germany

Die Gesundheitsberichterstattung am Robert Koch-Institut informiert zu einem breiten Themenspektrum rund um die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland mit dem Ziel, Informationen als Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen zu Förderung und Schutz der Gesundheit bereitzustellen. Neben einer kontinuierlichen Datengrundlage und einer verlässlichen Datenanalyseinfrastruktur kommt der Bereitstellung der relevanten Informationen für die entsprechende Adressatengruppe (Dissemination) eine entscheidende Bedeutung zu. So soll ein Health Information System (HIS) für nicht-übertragbare Erkrankungen und ihre Determinanten entstehen, welches die bisherigen Disseminationsformate unter einem Dach vereint, harmonisiert und neue digitale Möglichkeiten für die Kommunikation von Gesundheitsinformationen nutzt. Als Adressat:innen stehen neben gesundheitspolitischen Entscheidungsträger:innen, das Gesundheitswesen und die Public-Health-Praxis sowie die Wissenschaft und Forschung im Mittelpunkt. Thematisch orientiert sich die Berichterstattung an einem von inhaltlichen Expert:innen entwickelten Indikatorenset, welches den Gesundheitszustand, soziale und individuelle Determinanten, die Gesundheitsförderung und -versorgung sowie Rahmenbedingungen in den Blick nimmt. Das Zentrum der Berichterstattung wird eine neu entwickelte Webplattform bilden, welche einen thematischen Zugang zu den Informationen ermöglicht und neben der Visualisierung der Ergebnisse der einzelnen Indikatoren weiterführende Angebote (beispielweise umfassende Gesundheitsberichte oder tiefergehende Analysen in Artikeln des Journal of Health Monitoring) bündelt. Langfristig sollen das Health Information System und die Webplattform kontinuierlich aktualisiert und im Dialog mit den Adressat:innengruppen weiterentwickelt werden, sodass aktuelle und relevante Informationen zu nicht-übertragbaren Erkrankungen und deren Determinanten verlässlich zur Verfügung stehen.

16:15 - 17:45

Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer: ausgewählte Aspekte und erste Erkenntnisse aus der ELSA-Studie

H1 Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik II

Eine ungewollte Schwangerschaft stellt eine besondere Herausforderung für die Schwangeren dar. International liegt ein umfangreicher Forschungsstand zu ungewollten, ausgetragenen oder abgebrochenen Schwangerschaften vor. Mit dem Projekt ELSA (Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangere Angebote der Beratung und Versorgung) werden erstmals in Deutschland umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse zu maßgeblichen Einflussfaktoren auf das Erleben und die Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft herausgearbeitet und mit Analysen zur psychosozialen und medizinischen Versorgungssituation verknüpft, umso Ansatzpunkte für Verbesserungen der Beratung und Versorgung zu erarbeitet. Empirische Daten werden mit einem Mixed-Method-Ansatz an 6 verschiedenen Standorten erhoben.
Das Fachforum bietet einen Einblick in die aktuelle wissenschaftliche Debatte und erste Ergebnisse der Repräsentativbefragung sowie zweier Zielgruppen (VG), die sich aufgrund ihrer spezifischen Situation in einer besonderen Vulnerabilität befinden (1. Schwangere mit Gewalterfahrung in ihrer Paarbeziehung, 2. migrierte, geflüchtete, illegalisierte Frauen) werden vorgestellt. Im Anschluss werden die Ergebnisse diskutiert.

Forschungstraditionen zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland und ihre Implikationen für die Studie "Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer. Angebote der Beratung und Versorgung – ELSA“

Prof. Dr. Daphne Hahn | Hochschule Fulda

Forschungen zum Schwangerschaftsabbruch haben sich verändert. Der Vortrag ordnet diese Ansätze historisch ein, erläutert aktuelle Forschungsansätze und begründet, wieso Schwangerschaftsabbruch sowohl biografisch als auch gesellschaftlich kontextualisiert werden muss. Der historische Überblick zeigt, wie bedeutsam die Reflexion der Forschungstraditionen zum Schwangerschaftsabbruch ist, um auf dieser Grundlage das Thema in seinen vielschichtigen Facetten wissenschaftlich adäquat zu erforschen.

Schwangerschaftsabbruch und Stigmatisierungserfahrungen: Konzept und Methoden in der ELSA-Studie

Dr. Anke Wyrobisch-Krüger | Hochschule Fulda

Eng verbunden mit dem Schwangerschaftsabbruch ist der Begriff Stigmatisierung. Diejenigen, die sich für einen Abbruch entscheiden sind betroffen, aber auch die Anbietenden können Stigmatisierung erfahren. Neben Ablehnung und Protesten stellt bereits die Verortung im Strafgesetzbuch eine Stigmatisierung dar. Die Erwartung verurteilt zu werden, kann zu einer Behinderung in der Wahrnehmung von gesundheitlichen Leistungen führen, sowie zu einer Verinnerlichung von antizipierten Schuldgefühlen.

Ungewollte Schwangerschaft: Forschungsstand zu den Zusammenhängen mit körperlicher und psychischer Gesundheit und Umsetzung in der ELSA-Studie

Lita Herzig | Hochschule Fulda

Die Entscheidung, ungewollte Schwangerschaften abzubrechen, steht im Zusammenhang mit der allgemeinen Gesundheit zu diesem Zeitpunkt. Es wurde eine Literaturrecherche in internationalen Datenbanken zur Gesundheits- bzw. Risikolage während einer ungewollten Schwangerschaft durchgeführt. Diese zeigte u.a. aus der Turnaway-Studie, dass gesundheitliche Probleme vermehrt nach ausgetragenen ungewollten Schwangerschaften auftreten. Dargestellt werden Forschungsstand sowie die Themen für die Befragung.

Belastungen, Ressourcen und Versorgungsbedarfe von ungewollt Schwangeren mit Gewalterfahrungen in intimen Paarbeziehungen

Alina Jung | Hochschule Nordhausen
Kristina Winter | Hochschule Nordhausen 

Aaron Korn | Hochschule Nordhausen | Germany

ELSA-VG erforscht mit Mixed-Methods die Kontexte, Mechanismen und Folgen in Hinblick auf Ressourcen und Belastungen bei ungewollt schwangeren Frauen mit Partnergewalterfahrungen (PG) und will deren Unterstützungs- und Versorgungsbedarfe beschreiben. Es werden die Ergebnisse eines Realist Reviews anhand der „Context-Mechanism-Outcome”-Schemas vorgestellt, die die Lebenserfahrungen, Ressourcen und Stressfaktoren der Zielgruppe kontextualisiert. PG erweist sich als großer Einflussfaktor.

Ressourcen, Belastungen und Versorgungsbedarfe von ungewollt schwangeren geflüchteten und „illegalisierten“ Frauen

Jenny Markert | MLU Halle-Wittenberg

Alina Jung | Hochschule Nordhausen | Germany

Aaron Korn | Hochschule Nordhausen | Germany

Welche spezifischen Risikofaktoren ergeben sich für ungewollt Schwangere im Migrations-Fluchtkontext? Welche Faktoren bestimmen ihre Lebenslage? Ein Realist Review zeigt postmigratorische Stressoren, erhöhtes Risiko für ungewollte Schwangerschaften, reproduktive Normen, asylrechtliche Besonderheiten als Einfluss sowie Diskontinuitäten in ihrer Versorgung. Niedrigschwellige Angeboten sollten bereitgehalten werden.

Armut und ungewollte Schwangerschaft

Laura Olejniczak | Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Im FIVE e.V. Freiburg (SoFFI F.)
Tilmann Knittel | Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Im FIVE e.V. Freiburg (SoFFI F.)

Welche Zusammenhänge sind bei der bevölkerungsrepräsentativen Querschnittbefragung zwischen einer ungewollten Schwangerschaft und einer prekären wirtschaftlichen Situation zu beobachten.
Es zeigen sich deutliche Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit ungewollter Schwangerschaften und der wirtschaftlichen Situation. Bei ungewollten Schwangerschaften kumulieren problematische biografische Situationen.
Wirksame Unterstützung muss diese prekären Situationen berücksichtigen.

16:15 - 17:45

Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 und die Praxismaterialien zur Qualitätsentwicklung

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten I

Hintergrund/Fragestellung
In den vergangenen Jahren haben sich in den Frühen Hilfen tragfähige Netzwerkstrukturen und Kooperationen zwischen den Akteuren in Deutschland etabliert. Es wurden Angebote, insbesondere zur längerfristig aufsuchenden Begleitung von Familien in belasteten Lebenslagen durch Gesundheitsfachkräfte ausgebaut. Wie diese Strukturen und Angebote qualitätsgesichert weiterentwickelt werden können, ist eine der wichtigsten aktuellen Fragestellung in den Netzwerken. Akteure haben großen fachlichen Entwicklungsbedarf in Hinblick auf die Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen (s. Kommunalbefragung NZFH).

Projektbeschreibung/Methode
Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 ist eine digitale und vereinfachte Weiterentwicklung des bestehenden Qualitätsrahmens (2016) des NZFH und des NZFH-Beirats. Er lädt Akteure ein, die örtlichen Strukturen und den aktuellen Stand Früher Hilfen zu bewerten, zu diskutieren und systematisch weiterzuentwickeln.
Der Qualitätsrahmen richtet sich an alle Akteure und bietet sowohl eine Orientierungsgrundlage als auch Verknüpfungen zu thematisch passenden Praxismaterialien zur Qualitätsentwicklung. Er befindet sich derzeit in der Entwurfsfassung und wird voraus. in der ersten Jahreshälfte 2023 zur Verfügung stehen.
In dem Seminar sollen, nach einer Einführung in die Basisdokumente, die Anwendung des Qualitätsrahmens und der Praxismaterialien ausprobiert werden.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Die Ergebnisse der Session werden für die Weiterentwicklung von NZFH Materialien zur Qualitätsentwicklung verwendet.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die praxisnahe Anwendbarkeit des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen 2.0 ist vorrangiger Diskussionsinhalt des Seminars.

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool Mentimeter der schwedischen Firma Mentimeter AB, Tulegatan 11, SE-113 86 Stockholm, Schweden genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://www.mentimeter.com/privacy. Die Teilnahme ist freiwillig.

16:15 - 17:45

Bewegungsförderung für ältere Menschen in der Kommune: Wie kann die Umsetzung gelingen?

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten II

Hintergrund/Fragestellung
Bewegung und Begegnung sind nachweislich zentrale Faktoren für Altern in guter Lebensqualität und können Pflegebedürftigkeit und kognitive Beeinträchtigungen hinauszögern, bestenfalls verhindern helfen. Die Kommune als zentrale Lebenswelt älterer Menschen spielt bei der Entwicklung einer bewegungsförderlichen Umgebung und somit bei der Minderung sozial bedingter gesundheitlicher Ungleichheiten eine bedeutende Rolle. Doch wie kann ein Auf- und Ausbau von bewegungsfördernden Strukturen prozessorientiert für und mit älteren Menschen sowie ressortübergreifenden Akteur*innen vor Ort erfolgen?

Projektbeschreibung/Methode
Im Fachforum werden Praxisbeispiele aus Kommunen vorgestellt, die sich am idealtypischen Prozess der WHO zur Bewegungsförderung in der Kommune orientiert haben und das digitale Tool „Impulsgeber Bewegungsförderung“ (IB) der BZgA genutzt haben. Ergänzend zu diesen Erfahrungsberichten stellt die BZgA erste Ergebnisse der Evaluation des Prozesses und der Pilotierung des IB vor.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Der idealtypische Prozess zur Bewegungsförderung bietet kommunalen Akteur*innen je nach Kontext und Vorerfahrung in jeder Prozessphase Orientierung. Der IB eignet sich, um diesen Prozess zu begleiten und mit Materialien und Instrumenten zu unterstützen.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Angesichts knapper Kassen und Ressourcen stellt sich die Frage, was Kommunen darüber hinaus benötigen, um Bewegungsförderung als Thema zu platzieren und den Strukturentwicklungsprozess erfolgreich anstoßen und umsetzen zu können. Inwiefern Schulungen und Beratung dabei hilfreich sein können, soll gemeinsam mit Wissenschaft und Praxis diskutiert werden.

Bewegt älter werden in Offenbach

Christine Langenbach | Stadtgesundheitsamt Offenbach am Main

Strukturen zur Bewegungsförderung wurden anhand des idealtypischen Prozesses der WHO in der Stadt Offenbach am Main für ältere Menschen auf- und ausgebaut. Mit dem Beitrag wird aufgezeigt, wie durch die Zusammenarbeit von Prozessbegleitung und Praxis vor Ort Bewegungsförderung fokussiert und u.a. die Zielgruppe beteiligt wurde. Ebenso werden die Erfahrungen aus der kommunalen Netzwerkarbeit zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung beleuchtet.

Treffpunkt Bewegung in Ihrem Stadtteil

Kiara Dittmar | Sportamt Kassel
Dr. Andrea Fröhlich | Sportamt Kassel

Das innovative Bewegungsangebot des Sportamtes Kassel startete 2019 in 10 Stadtteilen und wird nun flächendeckend umgesetzt. Geschulte Übungsleitende bieten aktive Stadtteilspaziergänge mit Übungen an. Ältere werden ohne Anmeldung, kostenfrei und niederschwellig zu mehr und regelmäßiger Bewegung motiviert. Die Maßnahme ist ein fester Bestandteil der kommunalen Gesunderhaltung, Aktivierung Älterer und der sozialen Teilhabe in der Stadt Kassel und wird derzeit mit dem IB reflektiert.

Gelingensfaktoren und Herausforderungen im Prozess zur bewegungsfreundlichen Kommune

Claudia Vonstein | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Die Evaluation des Programms „Älter werden in Balance“ und des digitalen Planungstools IB zeigen: Der idealtypische Prozess als standardisiertes, jedoch an verschiedene Kontexte adaptierbares Vorgehen unterstützt den Auf- und Ausbau bewegungsförderlicher Kommunen. Integriert in den IB und um Materialien und Instrumente ergänzt kann er kommunalen Akteurinnen und Akteuren zukünftig dienen. Es werden förderliche Faktoren und Herausforderungen bei der Umsetzung des Prozesses präsentiert.

 

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool Mentimeter der schwedischen Firma Mentimeter AB, Tulegatan 11, SE-113 86 Stockholm, Schweden genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://www.mentimeter.com/privacy. Die Teilnahme ist freiwillig.

16:15 - 17:45

Gemeinsam für mehr gesundheitliche Chancengleichheit in Thüringen – Zusammenwirken der Akteure und Praxisbeispiele aus Kommunen

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten III

In Thüringen profitieren sechs Kommunen vom GKV-Bündnis für Gesundheit geförderten Programm zum kommunalen Strukturaufbau für Gesundheitsförderung. Diese werden von der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR) und im Rahmen einer beauftragten Prozessbegleitung durch die matrix GmbH & Co. KG unterstützt.
Zunächst wird das Zusammenwirken der Begleitstrukturen vorgestellt und das fachliche Wirken auf den drei Handlungsebenen „Haltung, Struktur & Aktivität“, angelehnt an Boban & Hinz (2003), in den Fokus gerückt. Pro Handlungsebene wird ein konkretes Beispiel aus der Praxis in Thüringen (Schmalkalden-Meiningen; Saalfeld-Rudolstadt; Erfurt) dargestellt und analysiert. Insbesondere werden die Themen Partizipation, intersektorale Netzwerke und bedarfsorientierte Angebotsgestaltung hervorgehoben. Dabei wird beleuchtet, was die Akteure vor Ort und die Begleitstrukturen aus ihrer jeweiligen Position konkret beitragen, um die gesundheitliche Chancengleichheit vor Ort zu stärken und zusammen Wandel zu gestalten.

Zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit braucht es großes Engagement vor Ort, gebündelte Ressourcen, Verständnis für die Qualitätskriterien soziallagenbezogener Gesundheitsförderung und professionelle Unterstützung bei der Beschreitung ungewohnter Wege. Partizipation und konsequente Umsetzung von „health in all policies“ sind noch keine Routine und entsprechen häufig nicht den Handlungsgewohnheiten in kommunalen Strukturen.

Kommunaler Strukturaufbau in Thüringen – Gemeinsame Arbeit von Prozessbegleitungen

Zsuzsanna Majzik | matrix GmbH & Co. KG
Constanze Planert | Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.

Um Kommunen bei der Entwicklung gesundheitsfördernder, integrierter Strategien zu unterstützen, haben sich die AGETHUR (LVG) und die matrix zusammengeschlossen.
Die Kooperation bringt die Vorteile beider Partner zusammen: eine enge, fachlich fundierte Beratung, thüringenspezifisches Wissen & Kontakte, überregionalen Erfahrungsaustausch sowie Wissenstransfer.
Durch gemeinsame Werte, kontinuierliche Treffen und Arbeitsteilung werden die Expertisen zusammengetragen und Kommunen optimal begleitet.

Partizipation als Grundhaltung für Beteiligungsprozesse – Gemeinsame Arbeit auf Augenhöhe

Julia Dauer | Landratsamt Schmalkalden-Meiningen

Im KOMBINE-Projekt sind Netzwerkstrukturen in den Kommunen entstanden. Es wurden erste Maßnahmen umgesetzt, bei denen vulnerable Zielgruppen aber zu wenig erreicht & beteiligt werden.
Der Fokus der Akteure soll für gesundheitliche Chancengleichheit & Partizipation geschärft werden: Auftakt-Workshop & Begleitung der Umsetzung.
Ziel ist es, sozial Benachteiligte gleichberechtigt in den AGs einzubinden, Austausch auf Augenhöhe stattfinden zu lassen und das Handeln konkret an Bedarfen auszurichten.

Netzwerkaufbau von Beginn an - Gemeinsam wirklich etwas bewirken

Anna Dawedeit | Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt, Gesundheitsamt

In diesem Beitrag geht es um den Aufbau des Netzwerkes „Prävention und Gesundheitsförderung“, welches im Rahmen des Projektes „Kommunaler Strukturaufbau“ gegründet wurde, um eine Verbesserung der gesundheitsfördernden Strukturen im Landkreis SLF-RU zu erzielen.
Berichtet wird über das Vorgehen und die Herausforderungen bei der Netzwerkgründung und erste Erfolge des Netzwerkes, welches mittlerweile rund 50 Mitglieder aufweist und über selbstorganisierte Arbeitsgruppen verfügt.

Bedarfe aufnehmen und umsetzen – Gemeinsam, innovativ Angebote gestalten

René Hofmann | Gesundheitsamt Erfurt

Bedarfe haben sich durch die Pandemie verändert, wir müssen unser Tun an die Lebenswelten & Bedürfnisse der Menschen anpassen.
Jugend-, Bildungs- und Gesundheitsamt haben Fachakteure zu Vorgesprächen eingeladen. „Psychische Gesundheit“ hat sich als Brennpunktthema spezifiziert. Ein innovatives, Open Space-Veranstaltungsformat für einen Fachtag wurde entwickelt und umgesetzt.
Akteure (180 TN) konnten ihre aktuellen Themen vor Ort einbringen, direkt diskutieren und Handlungsschritte vereinbaren.

16:15 - 17:45

Kommunale Präventionsketten auf dem Weg

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten IV

Präventionsketten sind bewährte Organisationsformen einer abgestimmten und bedarfsgerechteren Gestaltung der präventiven und gesundheitsfördernden Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien in Kommunen. Wie aber kommen Präventionsketten auf den Weg, wie werden sie zu einer etablierten Struktur, die den Menschen zu Gute kommt? Wir stellen drei spannende Ansätze vor:

- Das Neubaugebiet München-Freiham wird seit 2019 bezogen und wird in den kommenden Jahren kontinuierlich wachsen. Die Prozessevaluation der LMU München hat sowohl die Strukturbildung als auch die Bedarfe der neuen Bewohner*innen untersucht.
- Die Kommunale Gesundheitskonferenz und das daraus entstandene Projekt der Kindergesundheitswochen 2022 in Pforzheim und dem angrenzenden Enzkreis sind die Keimzelle einer Präventionskette. Im Vordergrund stehen die Vernetzung der vielen Akteure, die Beteiligung von Betroffenen und die Sensibilisierung von Fachkräften, der Politik und der Bürgerschaft über die Folgen von Kinderarmut.
- Die LVG & AFS Nds. e.V. begleitet seit 2016 22 Kommunen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten in Niedersachsen. Umfassende Strategieentwicklung und Strukturbildung haben sich bewährt und ermöglichen eine nachhaltige Armutsprävention, die beim Kind ankommt.

Die Präsentationen beleuchten jeweils die Umsetzung der Organisationsentwicklung in der kommunalen Verwaltung, auf der Träger- und Fachkräfteebene und in Bezug auf die Perspektive der Nutzer*innen. Unsere Fragen: Was müssen kommunale Strukturen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten leisten? Welche Unterstützung brauchen sie für die erfolgreiche Gestaltung einer Präventionskette?

Prozessevaluation der Präventionskette Freiham: Durchführung und Ergebnisse

Stephan Voß | Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

Hintergrund: Die Stadt München implementiert derzeit in ihrem neuen Stadtteil Freiham eine Präventionskette. Das Ziel ist der Aufbau eines intersektoralen Produktionsnetzwerks im Neubaugebiet, um Gesundheit und soziale Teilhabe von Kindern und Familien zu fördern. Das Ziel der Prozessevaluation war, den Implementierungsprozess zu untersuchen, relevante Einflussfaktoren zu identifizieren und die Bedürfnisse der Zielgruppen zu explorieren.

Methoden: Die Prozessevaluation verfolgte einen Mixed-Methods-Ansatz in fünf Teilstudien: (1) Interviews mit dem Netzwerkmanagement der Präventionskette; (2) eine Fokusgruppe mit Vertreter*innen der beteiligten städtischen Referate; (3) Interviews mit Fachkräften aus dem Stadtteil; (4) Zukunftswerkstätten mit Kindern und Eltern aus Freiham; (5) Befragung von Kindern und Eltern über einem standardisierten Online-Fragebogen.

Ergebnisse: Der Aufbau von Netzwerkstrukturen wurde durch die COVID-19-Pandemie gebremst. Der Zuzug von Bewohner*innen und der Umzug von Einrichtungen in den Stadtteil erfolgten aufgrund baulicher Verzögerungen langsamer als geplant. Interviewte gaben an, dass diese Umstände die konkrete Arbeit als bedarfsorientiertes Produktionsnetzwerk erschwerten. Als wesentliche Erfolgsfaktoren wurden eine langfristige Finanzierung des Netzwerkmanagements sowie Rückhalt als Politik und Verwaltung genannt. Befragte Eltern äußerten den Wunsch nach besserer medizinischer Versorgung.

Lessons learnt: Die Implementierung von Präventionsketten in einem Neubaugebiet stellt eine Herausforderung dar. Entscheidend ist ein entsprechendes langfristig angelegtes Engagement durch die Kommune.

Kindergesundheitswochen 2022 – Gesund aufwachsen für alle!

Lisa Hachtel | Gesundheitsamt Enzkreis | Pforzheim
Patricia Frick | Stadt Pforzheim

Hintergrund
Mit 18,3% hat Pforzheim die zweithöchste Kinderarmutsrate in BW. Auch einige Enzkreisgemeinden überschreiten den Landesschnitt. Daher hat die Kommunale Gesundheitskonferenz den Schwerpunkt Kinderarmut gewählt. Es wurde das Netzwerkprojekt Kindergesundheitswochen 2022– Gesund aufwachsen für alle initiiert.

Projektbeschreibung
Das Projekt zielt ab auf Beteiligung von Betroffenen, Information und Sensibilisierung von Politik und Bevölkerung über Kinderarmut/-gesundheit und stärkere Vernetzung. Von Juli bis November finden vielfältige, im Netzwerk organisierte Aktionen für Kinder, Eltern, Fachkräfte und mit Politikern zum gesunden Aufwachsen statt (kindergesundheit-pfenz.de).

Ergebnisse
Ca. 35 Kooperationspartner beteiligen sich mit 75 eingereichten Angeboten. Das neu gegründete Netzwerk wird verstetigt. Mithilfe von Fokusgruppen mit Kindern und Fragebögen für Veranstaltende und Teilnehmende werden die Aktionswochen evaluiert. Erste Auswertungen lassen vermuten, dass vulnerable Gruppen erreicht wurden, Teilnehmende mit den Veranstaltungen überwiegend zufrieden waren und die Teilnahme u.a. zu mehr Gesundheitskompetenz beigetragen hat. Rückmeldungen von Kindern, Eltern, Bürgern und Akteuren werden mit politischen Entscheidungsträgern diskutiert.

Lessons Learned
Herausfordernd war, die Motivation der Kooperationspartner dauerhaft aufrechtzuerhalten und mit coronabedingten Planungsunsicherheiten umzugehen. Für die Inanspruchnahme der Angebote spielten Multiplikatoren und Eltern die zentrale Rolle. Weitere Erfolgsfaktoren waren angemessene personelle und finanzielle Ressourcen sowie aktive, wohlwollende Unterstützer im Netzwerk und die angestrebte Nachhaltigkeit im Projekt.

Präventionsketten: Strukturell ansetzen und beim Kind ankommen! Erkenntnisse aus dem Programm „Präventionsketten Niedersachsen: Gesund aufwachsen für alle Kinder!“

Christina Kruse | Landesvereinigung für Gesundheit & Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V.

Hintergrund/Fragestellung
Präventionsketten als integrierte kommunale Strategien fokussieren die Chancen auf Gesundheit, Bildung und soziokulturelle Teilhabe für alle Kinder, insbesondere jedoch für armutsbetroffene. Sie sind als wesentlicher Bestandteil kommunaler Daseinsvorsorge zu verstehen und erfordern u.a. intensivierte ressort- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung sowie eine grundlegende Armutssensibilität auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene.

Projektbeschreibung/Methode
Im Programm „Präventionsketten Niedersachsen“ (2016-2022) wurden 22 Städte und Landkreise beim Aus- und Aufbau von Präventionsketten unterstützt. Die Kommunen wurden durch die LVG & AFS Nds. e. V. fachlich begleitet und weitergebildet. Die Förderung erfolgte durch die Auridis Stiftung.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
In teilnehmenden Kommunen wurden die ressort- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit sowie die strategische und strukturell verankerte Prävention von Armutsfolgen etabliert. Darüber hinaus wurden Angebote für Fachkräfte sowie für Kinder und ihre Familien entwickelt. Mit Hilfe einer intensiven fachlichen Prozessbegleitung sowie durch Fortbildungen, Fachtage, Workshops zur wirkungsorientierten Arbeitsweise und Publikationen konnten die teilnehmenden Kommunen den Grundstein für eine nachhaltige Präventionsketten-Arbeit bauen.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Basierend auf den Erkenntnissen des Programms werden relevante Aspekte der Strukturbildung als Voraussetzung für eine nachhaltige kommunale Armutsprävention erläutert, die tatsächlich beim Kind ankommt.

16:15 - 17:45

BARMER Campus-Coach: Präventionsprojekt fördert physische und psychische Gesundheit von Studierenden an Hochschulen

H2 Gesundheitsförderliche Lebenswelten V

Hintergrund/Fragestellung:
Aktuelle Studien zur psychischen Gesundheit von Studierenden zeigen, dass diese immer häufiger gefährdet sind, psychisch zu erkranken. Mit Beratungs-, Wissens- und Mitmachangeboten werden sie für einen gesunden Lebensstil sensibilisiert und lernen psychische Resilienz. Wie kann es gelingen, die Gesundheit aller Studierenden präventiv zu schützen?

Projektbeschreibung/Methode:
Die BARMER hat mit dem Campus-Coach ein hybrides, niederschwelliges Präventionsprogramm entwickelt und setzt es in über 50 Hochschulen um. Studierende erlernen Strategien zur Erhaltung ihrer physischen und psychischen Gesundheit.

Auf der digitalen Plattform finden Studierende der teilnehmenden Hochschulen Informationen zu Fitness, Ernährung, Sucht und Stress. Digitale Events bieten anonym die Möglichkeit gesundheitsbezogene Themen zu vertiefen und u.a. mit Peer-Botschaftenden zu besprechen. Durch Live-Aktivierungen und die App 7Mind@study mit Meditations- und Achtsamkeitsübungen werden Studierende in ihrem Lebensumfeld sensibilisiert. Hochschulen werden bei der Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen unterstützt.

Schlussfolgerung/Ergebnisse:
Befragungen der Zielgruppe zeigen, dass der Campus-Coach einen wertvollen Beitrag für die Gesundheitsförderung an Hochschulen und das Gesundheitsbewusstsein der Studierenden leistet. Die Evaluation ist für 2023 vorgesehen.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Es wird aus der Praxis über Erfahrungen mit dem Präventionsprogramm berichtet. Dabei steht auch das spezielle und für diese Maßnahme exklusive Angebot des digitalen Achtsamkeitstrainings von 7Mind „ 7Mind@study“ im Fokus.

Campus-Coach – Gesundheitsprävention am Puls der Zeit

Julia Münster | BARMER

Seit 2018 existiert der Campus-Coach inzwischen. Die Relevanz dieses Präventionsprogramms für die Gesundheitsprävention im Hochschulkontext ist ungebrochen. Ursprünglich als Live-Event an Hochschulen geplant, hat sich der Campus-Coach coronabedingt zur digitalen Plattform weiterentwickelt. Praxiserfahrungen zeigen: das Live-Erlebnis ist in Ergänzung zum digitalen Angebot wichtig. Hieraus resultieren die jüngsten Anpassungen des Programms.

Mehr Achtsamkeit im Hochschulalltag für Studierende – warum und wie wir handeln müssen

Manuel Ronnefeldt | 7Mind GmbH | Germany

Studien zeigen eine Zunahme psychischer Erkrankungen, vermehrtes Suchtverhalten sowie eine Verschlechterung der finanziellen Situation Studierender – Faktoren, die die Gesundheit langfristig negativ beeinflussen. Daraus resultiert die akute Notwendigkeit gesundheitsfördernder Maßnahmen. Die speziell für das Projekt entwickelte App 7Mind@study motiviert, klärt auf und unterstützt die Studierenden auf dem Weg zu mehr Gesundheit. Begleitend werden Seminare und Workshops angeboten.

Gesundheitsprävention im Hochschulkontext oder wie und womit Gesundheitsprävention die Zielgruppe erreicht

Rebecca Duden | We are Family

Die Gesundheitssituation Studierender hat sich verschärft: Der langfristige Erfolg von Gesundheitsprävention bedingt Change-Management der Hochschulen und eine zielgruppenspezifische Ansprache der Studierenden. Dieser Herausforderung begegnet der Campus-Coach mit einer crossmedialen Kombination digitaler Angebote, mit Live-Aktivierungen vor Ort und beratender Begleitung der Hochschulen. Dabei wird der Fokus auf alle Handlungsfelder der Prävention gelegt: Sucht, Ernährung, Fitness und Stress.

 

Disclaimer

In dieser Veranstaltung wird das Tool TedMe der deutschen Firma aisys media GmbH, Ludwigstrasse 8a, 97070 Würzburg genutzt. Wenn Sie das Tool nutzten, werden Sie zu einem externen Server weitergeleitet. Es gelten die Datenschutzhinweise von https://tedme.com/data-privacy/. Die Teilnahme ist freiwillig.

16:15 - 17:45

Unterstützungsmöglichkeiten für sorgende Gemeinschaften partizipativ entwickeln

H3 Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen

Sorgende Gemeinschaften dienen der sektoren-, zielgruppen- und themenübergreifenden Bewältigung sozialer Aufgaben. Durch die Bündelung und Kooperation von Unterstützungsangeboten in der Kommune und zugleich Stärkung der individuellen Mitverantwortung im öffentlichen Raum gehen neue Beteiligungsansätze einher. So sollen Bürgerinnen und Bürger darin gestärkt werden, eigenverantwortlich und gestaltend in ihrer eigenen Lebensumgebung aber auch im öffentlichen Raum tätig zu sein. Am Beispiel der (pflegerischen) Versorgung und Unterstützung im höheren Lebensalter zeigen sich in diesem Zusammenhang vielfältige Aufgaben: Häufig werden die Unterstützungsleistungen im häuslichen Umfeld von informell Tätigen – hier zumeist pflegenden Angehörigen – übernommen. Weitere Unterstützung wird durch staatliche bzw. kommunale Einrichtungen, aber auch von nichtstaatlichen Akteuren und professionellen Dienstleistern erbracht. Das Ziel sorgender Gemeinschaften besteht nicht nur darin, freiwilliges Engagement und die Ressourcen im Umfeld der älteren Menschen einzubeziehen und zu unterstützen. Vielmehr geht es auch darum, nachbarschaftliche und generationenübergreifende Netzwerke und Einrichtungen durch die Kommunen nachhaltig zu unterstützen.
Dieser Beitrag setzt sich anhand von Beispielen aus Deutschland und der Schweiz damit auseinander, wie Unterstützungsmöglichkeiten mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam entwickelt werden können, um den Wunsch älterer Menschen zum möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu entsprechen und dabei die anfallende Sorgearbeit auf Unterstützungsnetzwerke in der Kommune und nachbarschaftliche Netzwerke zu verteilen.

Partizipation in Caring Communities, Partizipation durch Caring Communities

Prof. Dr. Heidi Kaspar | Berner Fachhochschule

Der Beitrag stellt folgende Grundannahme zur Diskussion: Sorgende Gemeinschaften entfalten ihr Potenzial, wenn sie partizipativ initiiert, entwickelt und betrieben werden. Anhand konkreter Beispiele aus dem Forschungsprojekt „Caring Community Living Labs“ erörtert der Beitrag Spielarten, Spannungsfelder sowie Chancen, Risiken und Wirkung eines konsequent partizipativen Ansatzes zur Entwicklung Sorgender Gemeinschaften.

Digitale Unterstützung für Sorgegemeinschaften gemeinsam entwickeln

Prof. Dr. Heidi Kaspar | Berner Fachhochschule

Der Beitrag stellt folgende Grundannahme zur Diskussion: Sorgende Gemeinschaften entfalten ihr Potenzial, wenn sie partizipativ initiiert, entwickelt und betrieben werden. Anhand konkreter Beispiele aus dem Forschungsprojekt „Caring Community Living Labs“ erörtert der Beitrag Spielarten, Spannungsfelder sowie Chancen, Risiken und Wirkung eines konsequent partizipativen Ansatzes zur Entwicklung Sorgender Gemeinschaften.

Digitale Unterstützung für Sorgegemeinschaften gemeinsam entwickeln

Dr. Tobias Wörle | Bayerisches Forschungszentrum Pflege Digital

Um pflegende Angehörige zu entlasten, bündeln Sorgegemeinschaften Angebote unterschiedlicher Akteure. Digitale Technologien wie Koordinierungsplattformen können hier helfen. Lösungen müssen jedoch zu den Bedarfen und Kontexten passen und erfordern passende Versorgungskonzepte. Aus einer ländlichen Modellregion stellt dieser Beitrag Zwischenergebnisse zur co-creativen Entwicklung eines digital gestützten Versorgungskonzepts mit Angehörigen, Technikanbietern und Sorgegemeinschaften vor.

Partizipative Sozialforschung mit Senior*innen

Anna Westbrock | Hochschule Kempten
Eva Konrad | Hochschule Kempten

Ältere Menschen sind im Alltag mit der Ambivalenz zwischen Chancen, Zwängen und Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Im Projekt „SilverScience – Seniorische Sozialforschung“ bringen Senior*innen als Zielgruppen-Expert*innen ihr Erfahrungswissen ein. Mit ihnen als Co-Forschende wird eine Befragung partizipativ konzipiert, durchgeführt und analysiert. Kommunale Einrichtungen sollen u.a. Impulse bekommen, welche Unterstützungsangebote hinsichtlich der Digitalisierung benötigt werden.

16:15 - 17:45

Ernährungsunsicherheit und Armut

H4 Persönliche Kompetenzen

Armut und ihre Auswirkungen auf den Lebensbereich Ernährung verschärfen sich zunehmend, auch aufgrund der aktuellen Krisen. In der Session wird das Thema Ernährungsunsicherheit und Armut aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.

Der erste Beitrag fokussiert den Diskurs, der unter dem Twitter-Hashtag #IchBinArmutsbetroffen seit Sommer 2022 armutsbetroffenen Menschen eine Stimme gibt. Die Studie analysiert die ernährungsbezogenen Tweets, welche Einblicke in das subjektive Empfinden der Ernährungsarmut unter Twitter-Nutzer*innen geben und die vielfältigen Auswirkungen, die materielle Armut auf den Lebensbereich Ernährung haben kann, verdeutlichen.

Im Projekt FINATA wurden insgesamt 985 Tafel-Kund*innen (TK) befragt. Die Ergebnisse zeigen einerseits die Vulnerabilität der Zielgruppe im Hinblick auf die Ernährungsunsicherheit, niedrige soziale Unterstützung und ernährungsassoziierte Erkrankungen, verdeutlichen andererseits die Abhängigkeit der Teilnehmenden von dem Angebot der Tafeln im Hinblick auf ihre Lebensmittelversorgung. Der Beitrag skizziert potentielle Interventionsansatzpunkte und diskutiert die Rolle der Tafeln in der Lösung der aufgezeigten Probleme.

Das IN FORM-Projekt KlimaFood erprobt Zugangswege zu Ernährungsbildung u. a. für TK. Durch subjektorientierte Angebote sollen positive Geschmackserlebnisse und Inspirationen zur Verarbeitung unterschiedlicher Lebensmittel erfahren werden. Mit Mitmach-Kochaktionen, Familienfesten oder einer Teilnahme an Seminaren der Tafel-Akademie sollen TK gestärkt werden, im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten und mit den über die Tafel zugänglichen Lebensmitteln eine nachhaltige Ernährung im Alltag umzusetzen.

Twitter-#IchBinArmutsbetroffen – Perspektiven auf Ernährungsarmut

Jun.-Prof. Dr. Tina Bartelmeß | Universität Bayreuth

Hintergrund/Fragestellung
Armut und ihre Auswirkungen auf den Lebensbereich Ernährung gewinnen spätestens seit der Corona-Pandemie an gesellschaftlicher Brisanz. Mit steigendem Verbraucherpreisindex und Inflationsrate wird Armut öffentlich diskutiert, so auch ab Mai 2022 auf Twitter unter dem #IchBinArmutsbetroffen. Die Studie untersucht, welche Diskussionen in Bezug zur Ernährung unter diesem Hashtag geführt wurden und was sich daraus über Ausprägungen von Ernährungsarmut in Deutschland ableiten lässt.

Projektbeschreibung/Methode
Im Sommer 2022 wurden mit MaxQDA über zehn Wochen 31.785 Tweets mit dem #IchBinArmutsbetroffen gesammelt. Daraus wurden 8.650 ernährungsbezogene Tweets identifiziert. Diese wurden qualitativ, deskriptiv und mit einer Sentiment-Analyse ausgewertet. Es wurden Themenstrukturen sowie Darstellungen und Evaluationen der über Ernährungsarmut tweetenden NutzerInnen hinsichtlich ihrer Lebenssituationen, Ressourcen und Barrieren identifiziert.

Schlussfolgerung/Ergebnisse
Ernährung ist ein wesentlicher Bereich, in dem Armut wahrgenommen wird. Diskussionen unter dem #IchBinArmutsbetroffen beziehen sich zu 27 Prozent auf Ernährung und sind sehr vielfältig –im Stimmungsbild sowie inhaltlich. Sie verweisen auf materielle sowie soziale Ausprägungen der Ernährungsarmut. Es wurden diverse soziale, kulturelle und mentale Ausprägungen der Ernährungsarmut unter den Twitter-NutzerInnen identifiziert.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die Analyse von Twitter-Diskussionen kann Aufschluss über Lebenslagen und Perspektiven der von Ernährungsarmut betroffenen NutzerInnen geben und einige wichtige Ergänzung zu laufenden materiell-fokussierten Statistiken liefern.

Hungrig und einsam durch die Pandemie? Eine Studie unter Tafel-Nutzer/-innen zur Ernährungsunsicherheit, sozialen Unterstützung und zum Einkaufsverhalten

Dr. Anja Simmet | Universität Hohenheim 

Hintergrund / Fragestellung
Das Projekt FINATA (Food Insecurity among Tafel users) untersuchte während der Corona-Pandemie u.a. die Ernährungsunsicherheit, das Einkaufsverhalten und die soziale Unterstützung von Tafel-Kund/-innen.
Methode
Im Winter 2020 fand die erste schriftliche Befragung von Nutzer/-innen teilnahmewilliger Tafeln in sieben Sprachen statt. Ein knappes Jahr später erfolgte eine wahlweise mündliche oder schriftliche Befragung in Tafel-Läden in Stuttgart.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 985 Tafel-Kund/-innen (58% weiblich; Mittelwert ± Standardabweichung: 51,13±15,39 Jahre) an 45 Standorten teil. Rund 42% der Teilnehmenden (TN) gaben an, in den 30 Tagen vor der Befragung an Ernährungsunsicherheit gelitten zu haben. Über 66% der TN erhielten laut Selbstauskunft min. die Hälfte der Lebensmittel ihres Haushalts von der Tafel. Jedoch berichteten 20% der TN, in den 30 Tagen vor der Befragung seltener Lebensmittel von der Tafel erhalten zu haben als vor der Pandemie. Rund 68% der TN klagten zudem über niedrige soziale Unterstützung.
Diskussion
Im Beitrag werden potenzielle Ansatzpunkte für Interventionen skizziert und die Frage diskutiert, ob und welche Rolle die Tafeln bei der Lösung der o.g. Probleme spielen können.

Zugangswege zur klimafreundlichen und gesundheitsfördernden Ernährung ermöglichen – Tafel-Kund*innen in Lebenswelten fördern und Multiplikator*innen schulen

Katrin Lütjen | Europa-Universität Flensburg
Lisa Rück | Europa-Universität Flensburg

Hintergrund
Tafel-Kund*innen haben keinen Einfluss auf das Lebensmittelangebot am Tag der Ausgabe. Die Auswahl wird durch fehlende Kenntnisse über Lebensmittel oder Zubereitungstechniken mitunter noch beschränkt. Zudem bleibt vielen Kund*innen der Zugang zu Ernährungsbildung, z. B. durch Sprachbarrieren, verwehrt. Im Sinne der gesundheitlichen Chancengleichheit, soll hier angesetzt werden, um Ernährungsarmut und ihre Folgen zu reduzieren.

Projektbeschreibung
Im IN FORM-Projekt KlimaFood (11/20-12/23) werden Tafel-Kund*innen durch den Food Literacy Ansatz befähigt, ihre Alltags- und Gesundheitskompetenz selbstverantwortlich zu erweitern. Subjektorientierte Angebote zielen darauf ab, über das Thema klimafreundliche Ernährung gesundheitsförderliche Verhaltensmuster zu fördern, indem positive Geschmackserlebnisse erfahren werden und zum Selbst-Zubereiten inspiriert wird. Durch Einbezug von Tafel-Aktiven wurden drei Zugänge partizipativ entwickelt, erprobt und qualitativ evaluiert (Beobachtungen, Interviews):
• Aufsuchende Mitmach-Kochaktionen (27 Erprobungen)
• Familienfest (1 Erprobung)
• Integration von Inhalten in Seminare (9 Inhalte)

Schlussfolgerung
Die qualitativen Auswertungen zeigen, dass Tafel-Kund*innen durch die Angebote direkte Wertschätzung und Reduktion sozialer Isolation erfahren. Im Austausch lassen sich Wissenserweiterungen sowie erste Veränderungen des eigenen Einkaufs- und Essverhaltens erkennen.

Diskussionsbeitrag
Die Verstetigung des Ansatzes wird durch Personalengpässe bei den Tafeln erschwert. Perspektivisch sollen Akteur*innen (auch anderer Institutionen) durch Schulungen zur gelungenen Umsetzung befähigt und für die Zielgruppe sensibilisiert werden.

16:15 - 17:45

Innovative Lösungen für Herausforderungen in der Pflege

H5 Gesundheitsdienste neu orientieren I

Welche Herausforderungen in der Versorgung bestehen bzw. welcher innovativen Konzepte und Umsetzungsstrategien es bedarf, um diesen zu begegnen, beleuchten die Beiträge in dieser Session. Der bekannte Mangel an Pflegefachpersonen und Ärzt:innen und das Fehlen passgenauer Entlastungsangebote kann für Patient:innen mit einer chronischen Erkrankung, für pflegebedürftige Personen und ihre pflegenden Angehörigen eine gesundheitliche Benachteiligung bedeuten. Daher werden dialoggruppen- und bedürfnisorientierte Versorgungsansätze benötigt – in der ambulanten, sowie der stationären Versorgung.

Im ersten Beitrag der Session werden Ergebnisse aus der CoSta-Studie vorgestellt, in der ein pflegegeleitetes Versorgungskonzept mit chronisch kranken Patient:innen in Hamburg erprobt und evaluiert wurde.
Der zweite Beitrag widmet sich dem Thema der telemedizinischen Vernetzung von niedergelassenen Hausärzt:innen und deren Patient:innen im Pflegeheim bzw. dem dazugehörigen Pflegepersonal im ländlichen Raum.
Im letzten Beitrag werden Erfordernisse an die stationäre Vorsorge/ Rehabilitation für pflegende Angehörige dargestellt, welche sich aus dem Projekt PuRpA aus NRW ergeben. Die Angehörigen sollen auf diese Weise gestärkt werden – sie stellen die tragende Säule der pflegerischen Versorgung dar.

Die drei Lösungsansätze werden in Beiträgen von jeweils 10-15 Minuten präsentiert. Daran schließt sich eine moderierte Diskussion darüber an, welche hemmenden und förderlichen Faktoren für die Umsetzung und den Transfer in andere Regionen bestehen.

Community Health Nursing für chronisch Kranke: Pflegeverantwortung in der Primärversorgung

Annike Morgane Nock | Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg

Hintergrund: Um den Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen, braucht es zukunftsfähige Versorgungsangebote in Deutschland [1]. Der Ausbau klassischer Versorgungsstrukturen um pflegerische Konzepte kann, insbesondere für abgehängte Regionen, ein Beispiel zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit darstellen. Pflegefachpersonen mehr Verantwortung zu übertragen, wie für Community Health Nurses (CHN) angedacht, wird schon länger diskutiert [2]. CHN sind in der kommunalen Lebenswelt verortet. Ihre Kompetenzen basieren auf der Qualifikation Masterniveau. Sie übernehmen pflegerische und koordinative Versorgungsaufgaben und vernetzen sich an der Schnittstelle zu Public Health [3]. Methode: Die CoSta Studie testet über ein Jahr die pflegegeleitete Versorgung für Chroniker:innen mit Interventionen durch zwei CHNs [4]. N= 187 Personen wurden rekrutiert, n= 94 in die Studie eingeschlossen und randomisiert (Kontroll- und Interventionsgruppe). In den Studiengruppen erfolgten Befragungen zu drei Messzeitpunkten anhand standardisierter Bögen. Schlussfolgerung/Ergebnisse: Für die Baseline liegen Datensätze von n=89, für die t1-Auswertung von n=62 Personen vor. Die Daten zur Lebensqualität und sekundären Outcomes (Baseline, t2) werden im Kongressbeitrag präsentiert. Diskussionsbeitrag: CoSta ist das erste Projekt in Deutschland, dass CHN umsetzt und systematisch untersucht. Der Anspruch auf bedarfsorientierte Versorgung bei Menschen mit hoher Krankheitslast bestätigt sich. CoSta leistet einen Beitrag zum Diskurs um mehr Verantwortung der Pflege in der kommunalen Daseinsvorsorge und ihrer Rolle im Ausbau flächendeckender Gesundheitsförderung für Alle.

Modell für die Umsetzung der Telemedizinischen Betreuung von Pflegebedürftigen durch ambulante Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum

Dr. Benigna Brandt | Medizinische Hochschule Brandenburg - Theodor Fontane
Susann May | Medizinische Hochschule Brandenburg - Theodor Fontane

2020 wurde das Projekt „Modell für die Umsetzung der Telemedizinischen Betreuung von Pflegebedürftigen durch ambulante Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum“ (EVA MUT) erstmals pilotiert. Die BBW Hochschule setze hierfür das Projekt bestehend aus 1. Gewinnung von Kooperationspartner:innen, 2. Versorgung der Teilnehmenden mit der digitalen Ausstattung für eine telemedizinische Versorgung von Pflegeheimbewohneden durch regionale Hausärzt:innen und 3. Schulung des jeweiligen Personals, um. Die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) war Projektpartnerin für die Evaluation des Projekts. Es wurde eine Mixed-Method Erhebung durchgeführt, um qualitative und quantitative Daten für die Evaluation zu erheben.
Auf Basis der Evaluationsergebnisse entstand ein Handlungsleitfaden für die Implementierung von telemedizinischen Anwendungen im ländlichen Raum.
2021 startete das Projekt in die aktuell noch andauernde Testphase. Erste Ergebnisse der Evaluation weisen darauf hin, dass die Implementierung telemedizinischer Interventionen zwischen niedergelassenen Ärzt:innen und Pflegeheimen vielschichtiger ist, als zunächst vermutet. Im Rahmen der Evaluation der Testphase wurden daher sowohl die Themen „Change Management“, als auch „lokale technische Herausforderungen“ genauer betrachtet.
Ergebnis der laufenden Evaluation wird eine Überarbeitung des bestehenden Handlungsleitfadens sein, der dann auch die Bereiche „Netzwerkarbeit“ und „Change Management“ umfassend wird und somit als Werkzeug für die Implementierung von telemedizinischen Interventionen im ländlichen Raum deutschlandweit einsetzbar sein soll.

Stationäre Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige – Wissenschaftliche Begleitung einer nutzer*innenorientierten Konzeptentwicklung

Martina Brinker | Fachhochschule Bielefeld

Hintergrund/Fragestellung: Pflegende Angehörige stellen die tragende Säule der pflegerischen Versorgung dar. Durch die Betreuung und das Erbringen der häuslichen Pflege sind sie gesundheitlich und finanziell stärker als die Allgemeinbevölkerung belastet. Um Belastungsfolgen entgegenzuwirken, haben sie bei entsprechender Indikation einen gesetzlichen Anspruch auf stationäre Vorsorge/ Rehabilitation. Da praxis- und wissensbasierte Konzepte fehlen, müssen diese entwickelt und erprobt werden.

Projektbeschreibung/Methode: Projektziel ist es, im Rahmen einer stationären Vorsorge/ Rehabilitation die Belastungen durch die häusliche Pflege zu reduzieren und die Lebensqualität pflegender Angehöriger zu verbessern. Hierfür wurde ein nutzer*innenorientiertes Konzept entwickelt, welches aktuell erprobt wird. Die Entwicklung wird als Schritt der Medical Research Council Guidance verstanden. Grundlage bilden Ergebnisse aus Expert*innen und Nutzer*innen Fokusgruppen/ Interviews und einer systematischen Literaturrecherche.

Schlussfolgerung/ Ergebnisse: Zum Zeitpunkt des Kongresses liegen die Erfordernisse an ein nutzer*innenorientiertes Konzept zur stationären Vorsorge/ Rehabilitation vor. Die Erprobung wird nahezu abgeschlossen sein.

Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Um gesundheitliche und finanzielle Benachteiligung von pflegenden Angehörigen zu verringern, bedarf es Strategien zu ihrer Entlastung. Dazu gehören Angebote der stationären Vorsorge/ Rehabilitation, die auf die Bedürfnisse der Angehörigen ausgerichtet sind. Entwicklung und Umsetzung passgenauer Konzepte gehören zu den Aufgaben aller Akteure in der Versorgungsgestaltung: Politik, Kostenträger, Institutionen und Wissenschaft.

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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